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Aggressionen, Ängste, Depressionen – Pandemiefolgen bei Grundschulkindern

| Redaktion

Einer Umfrage zufolge nahmen Aggressionen, Ängste und Depressionen bei Grundschulkindern in den letzten zwei Jahren massiv zu.

Bildungsforscher der Bergischen Universität Wuppertal befragten in der ersten Jahreshälfte 2022 über 1200 Schulkinder, rund 1500 Eltern, fast 150 Lehrkräfte und 22 Schulleitungen aus insgesamt 30 Grundschulen im Schulamtsbezirk 3 in Köln.

Bei der Befragung stellte sich heraus,

  • dass die Kinder bei sich selbst eine stark erhöhte Aggressivität wahrnehmen,
  • dass Kinder der dritten und vierten Klassen im Schnitt deutlich in ihrem sozialen Lernen, insbesondere bei der sozial-kognitiven Verarbeitung, zurückliegen, weil sie in der Coronazeit viele soziale Lernerfahrungen nicht machen konnten,
  • dass Ängste und depressive Symptome, die bei den Kindern zugenommen haben, es ihnen nahezu unmöglich machen, am Lerngeschehen teilzunehmen.

Außerdem ergab die Befragung, dass etwa 30 Prozent der Lehrkräfte stark oder auch sehr stark belastet sind und etwa 10 Prozent so stark, dass sie demnächst gezwungen sein könnten, ihren Beruf aufzugeben.

Anlass für die Befragung war laut Prof. Dr. Christian Huber vom Arbeitsbereich für Rehabilitationswissenschaften mit dem Förderschwerpunkt Emotional-Soziale Entwicklung an der Bergischen Universität "die hohe Anzahl an Problemen, die viele Lehrkräfte während der Corona-Pandemie bei Kindern festgestellt haben." Gemeint sind damit "externalisierende Auffälligkeiten" – also etwa Unterrichtsstörungen, Konflikte und Hyperaktivität – und "internalisierende Verhaltensprobleme", wie sozialer Rückzug und Angst. Auch die Lehrkräfte selber, so Huber, fühlten sich überfordert und hätten vor allem das Problem, dass sie die inhaltlichen Rückstände nach den Lockdowns – wie etwa Lesen, Schreiben, Rechnen – nicht aufholen könnten.

Die Aufbereitung der verstörenden Erlebnisse "sollte in den Familien, Schule und Ganztag Vorrang vor dem Aufholen des verpassten Lernstoffs haben", empfiehlt Huber. Von herausragender Bedeutung sei dabei das soziale Lernen im Umgang mit Gleichaltrigen. In der Pandemiezeit sei es aber nicht oder nur schwer möglich gewesen. "Alle sozialen Erfahrungen in Schule, Sport und Freizeit" seien daher jetzt wichtig. "Die Rolle von Eltern und Schulen ist dabei, Konflikte regelmäßig zu besprechen und Konfliktlösungen mit den Kindern zu erarbeiten".

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