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AOK: Familien geht es schlechter

| Redaktion

Laut AOK geht es den Familien in Deutschland heute schlechter als vor vier Jahren.

Die am 6. Dezember 2022 veröffentlichte Familienstudie, für die zwischen August und Oktober 8.500 Mütter und Väter befragt wurden, eruiert die physische und psychische Gesundheit, das Ernährungs- und Bewegungsverhalten sowie Belastungen und ihre Auswirkungen auf das Familienleben. Besonders Alleinerziehenden und Eltern mit einem geringeren sozioökonomischen Status geht es schlechter als vor vier Jahren.

Im Vergleich zu 2018 hat sich der Gesundheitszustand der Eltern um 12 Prozentpunkte verschlechtert. Die Belastungen sind gestiegen, besonders die finanziellen; aber auch die psychischen. Beides hängt in der Regel zusammen.

Zunehmende Belastungen und die verschlechterte Gesundheit der Eltern wirken sich laut AOK direkt negativ auf die Gesundheit der Kinder aus. Eine Abwärtsspirale aus sinkender Lebensqualität und dauerhaften psychosomatischen Beschwerden eröffnet sich. Knapp ein Drittel der Kinder leidet unter verringertem seelischem Wohlbefinden. Wichtige Schutzfaktoren, wie gemeinsame Rituale verschwinden, schreibt die AOK, was sich wiederum negativ auf die Widerstandkräfte der Familien auswirkt. "Ein gutes Familienklima kann Belastungen auffangen. Die Kinder profitieren gesundheitlich von einer guten Beziehung der Eltern zu ihnen, von der Sicherheit der Eltern und Ritualen wie dem täglichen gemeinsamen Abendessen", wird Prof. Dr. Ulrike Ravens-Sieberer, Forschungsdirektorin der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychotherapie und -psychosomatik am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zitiert.

Gesundheitsbildung müsse bereits in der Kita beginnen, fordert die AOK, und in der Schule fortgeführt werden. "Wenn künftig soziale und gesundheitliche Fragen nicht enger miteinander gedacht werden, sind die gesellschaftlichen Folgekosten immens", so die AOK-Vorstandsvorsitzende Dr. Carola Reimann. Die vier Milliarden Euro, die die Bundesregierung in frühkindliche Bildung stecke (Kita-Qualitätsgesetz), reichten nicht aus.

Die AOK macht mangelnde Ernährungskompetenz bei Eltern aus, die zu vermehrter Adipositas bei Kindern führe. Ob klare Vorgaben der Bundesregierung bezüglich gesunder und klimafreundlicher Ernährung, die von der AOK befürwortet werden, der richtige Weg sind, darf allerdings bezweifelt werden. Sinnvoller wäre es, die Eltern hinsichtlich Ernährungsfragen zu ermündigen und ihre Einkommenssituation zu verbessern, was auch dazu führen würde, dass sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen könnten, um die Rituale zu pflegen, deren Schwinden der AOK-Bundesverband beklagt. Außerdem müsste konsequenter der Einfluss der Ernährungsindustrie auf das Kaufverhalten zurückgedrängt werden.

Download der Studie