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Bremsen Kinderkrippen Bildung aus?

| Redaktion

Der Verband für Familienarbeit macht auf einen Zusammenhang zwischen Krippenzeit und Bildungsdefiziten aufmerksam.

Der Verband für Familienarbeit e.V. macht darauf aufmerksam, dass möglicherweise ein Zusammenhang zwischen der Zeit, die Kinder in Krippen verbringen und einem zunehmenden Bildungsdefizit besteht.

Der aktuelle IQB-Bildungstrend zeige eine Verschlechterung des Bildungsniveaus von Viertklässlern, also der 10-Jährigen, im Verlauf des letzten Jahrzehnts in Deutschland (1). Als mögliche Gründe würden Corona und die Zunahme von Migrantenkindern angeführt. Da der Rückgang aber schon vor Corona und der Zunahme der Migration eingesetzt habe, müsse nach weiteren Faktoren gesucht werden. Vor zehn Jahren, so der Verband, "durchlebten die betroffenen Kinder ihre ersten Lebensjahre zur Zeit der 'neuen Familienpolitik' mit Verkürzung des zweijährigen Erziehungsgeldes zum einjährigen Elterngeld und Ausbau der Krippenbetreuung. Der belastende Einfluss von Kinderkrippen auf Lernen und Bildung ist in verschiedenen Studien bereits gut belegt. Daher ist es naheliegend, dass der Ausbau der Krippenbetreuung zur Verschlechterung des späteren Bildungsniveaus der Viertklässler beigetragen hat."

Eine neue Arbeit des ifo-Instituts (2) zeige, dass die Ausweitung der Elternzeit von 5 auf 12 Monate für erste Kinder im Jahr 1986 in der früheren DDR dazu geführt habe, dass die ab 1986 geborenen Erst-Kinder später eine deutlich höhere Lebenszufriedenheit entwickelt hätten als die zuvor geborenen. Daraus sei zu schließen, dass die bessere Bindung zu den Eltern im ersten Lebensjahr zu einer größeren Lebenszufriedenheit führe.

Im Umkehrschluss bedeute dies, dass von einer Verkürzung der Elternzeit (mit Verlängerung der Krippenzeit) später eine geringere Lebenszufriedenheit zu erwarten sei. Lebenszufriedenheit im Kindesalter sei aber die beste Grundlage für Bildungsbereitschaft. Auch daher liege es nahe, dass die "Krippenoffensive" im vorletzten Jahrzehnt eine Ursache für die seitherige schulische Verschlechterung der Viertklässler sei. Der mögliche Zusammehang müsse wissenschaftlich geklärt werden. Für die Verschlechterung der schulischen Leistungen müsse nicht unbedingt die Schule verantwortlich sein. Die Ursache könne auch eine schwächere Lernmotivation sein, als Folge einer geringeren Lebenszufriedenheit aufgrund mangelnder Bindung zu den Eltern. Die Rolle des frühkindlich erworbenen Bindungsmusters für den späteren Schulalltag werde auch in der pädagogischen Literatur gewürdigt (3).

Quellen:

  1. IQB: Bildungstrend 2021 im Primarbereich
  2. Ifo-Institut: Elternzeitverlängerung in der DDR
  3. Pädagogisches Institut Berlin: Bindung und Lernen

Verband Familienarbeit