Ein Fest der Sinne
"Bereichernd, inspirierend, Lebenskräfte stärkend, die Sinne ansprechend, kommunikativ, harmonisch, ausgeglichen zwischen Denken, Fühlen und Wollen ...", so beschreibt eine Teilnehmerin, wie es ihr auf unserem Lebenskräfte-Kongress erging.
Nicht nur der Sinnes-Parcours "Rote Achse", der dem Goetheanum ein ganz neues Aussehen verlieh, sondern auch die vielen neuen interaktiven Elemente machten diese Tage zu einem besonderen Erlebnis! Was die Teilnehmenden nachmittags an Wahrnehmungserfahrungen machten und in Paaren oder Gruppen erarbeiteten, wurde in zwei lebendigen Podiumseinheiten zusammengetragen und diskutiert. Was geschieht mit Lebenskräften und Sinnesorganisation, wenn man eine halbe Stunde blind geführt wird und die führende Person zudem taub und stumm ist? Das war die Aufgabe am ersten Wahrnehmungsnachmittag. Die Welt bekommt eine neue Intensität, die Natur wird laut, Geruchs-, Geschmacks-, Wärme-, Gehör- und Tastsinn werden viel bewusster erlebt. Die größte Überraschung war für viele das Gefühl von morgenfrischer Belebung nach einer halben Stunde ohne Sehsinn! Und mit ganz neuer Empathiefähigkeit begegne ich – hier im Zug meine Erlebnisse und Erinnerungen zu Papier bringend – den beiden taub-stummen Menschen am Nachbartisch.
Berührung ohne Ablenkung, nach Minuten des Nichts einen roten Schein im finsteren Grundsteinsaal auftauchen sehen, dem Geschmackssinn vertrauen lernen, eine Stunde Bienenwachs durchwärmen und riechen, in einer Kirschkern-Badewanne trocken berieselt zu werden oder in den Dimensionen eines zweijährigen Kindes auf einem Riesenstuhl an einem Riesentisch zu sitzen – es gab sehr viele überraschende Erlebnisse, die uns neben spannenden und vielseitigen inhaltlichen Beiträgen geschenkt wurden! Unsere Sinne sind zu viel mehr fähig, als wir alltäglich bemerken. Und sie vermitteln eben nicht nur erschöpfende Reize, sondern können belebende, anregende, durchwärmende, sogar spürbar heilsame Impulse geben. Ein ärztlicher Kollege kam erschöpft und "Am-krank-Werden" zum Kongress und fuhr gesund und gestärkt nach den drei Tagen wieder nach Hause!
Eine besondere Bereicherung stellte auch die Interdisziplinarität dieser Tagung dar. Es waren Menschen aus verschiedenen künstlerischen, pädagogischen, pflegenden und medizinisch-therapeutischen Berufen vertreten, einzelne sogar aus Landwirtschaft und Gartenbau! So konnte aus vielen Perspektiven und auf hohem fachlichem Niveau über die Fragen der Erschöpfung, Wahrnehmung, Schwangerschaft, Geburt und frühen kindlichen Entwicklung reflektiert werden. Die meisten Vorträge wurden interdisziplinär von mehreren Personen gehalten, was auch zur Vielfalt der vorgebrachten Gesichtspunkte beitrug.
Die Eurythmieaufführung "An die Erde" und der festliche Abend mit Gesang, Buffet, Gesprächen und Sonnenuntergang am roten Westfenster waren sinnlich-künstlerische Höhepunkte der Veranstaltung.
Eine große Freude war auch, dass viele Kinder aus der Umgebung kamen und die Angebote der Roten Achse spielend genossen! Ihnen und ihrer Zukunft war dieses Fest der Sinne und des Lebens gewidmet.