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Generation lebensunfähig

| Artikel FOCUS

Wir ziehen eine Generation frustrationsintoleranter Egozentriker heran, warnt der Psychologe Rüdiger Maas.

In einem Interview zu seinem Buch "Generation lebensunfähig – Wie unsere Kinder um ihre Zukunft gebracht werden" spricht der Generationenforscher über Erziehungsfehler und andere Faktoren, die dazu führen, dass heute jedes vierte Kind unglücklich ist oder unter depressiver Verstimmung leidet.

Die Gründe für die von ihm beschriebene Entwicklung liegen seiner Auffassung nach nicht nur bei Eltern, die ihren Kindern keine Grenzen setzen, weil sie Erziehung auf Augenhöhe mit Bedürfnisorientierung verwechseln, sondern auch in der Atomisierung der Gesellschaft, in der technologischen Entwicklung und im Überfluss an Angeboten.

Kinder würden durch überprotektive Eltern zur Unselbständigkeit erzogen. Permanente Bespaßung oder fehlende Strukturen im Alltag trügen zum Abbau der Frustrationstoleranz bei. Die Digitalisierung schaffe die Illusion, alles sei jederzeit verfügbar. Tatsächlich vermehre ein Übermaß an Konsumangeboten nicht das Glück, sondern die Unzufriedenheit. Statt die Kinder selbst nach ihrem Glück suchen zu lassen, fühlten Eltern sich verpflichtet, sie glücklich zu machen. Langeweile sei verpönt, in Wahrheit fördere sie aber die Phantasie. Ein Problem sieht Maas auch in der zunehmenden Kinderarmut. Falls überhaupt, würden Kinder immer später zur Welt gebracht, der Umgang zwischen Großeltern, Eltern und Enkeln gehe verloren und mit ihm auch das Erfahrungswissen, das Erstere vermitteln könnten.

"Wir müssen die Kinder ernst nehmen – und zwar als Kinder", so Maas. "Wir müssen die Perspektive der Kinder einnehmen. Wir müssen ihnen die Chance geben, sich zu beweisen. Wir müssen uns selbst mehr zurücknehmen."

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