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Hochverarbeitete Lebensmittel, Süßstoffe und Depression

| Redaktion

Hochverarbeitete Lebensmittel und künstliche Süßstoffe könnten nicht nur mit körperlichen, sondern auch mit seelischen Krankheiten im Zusammenhang stehen.

Mediziner der Harvard Medical School führten zwischen 2003 und 2017 eine prospektive Studie mit Krankenschwestern mittleren Alters durch, die bei Studienbeginn nicht unter Depression litten. Ihre Ernährung wurde alle 4 Jahre mittels Fragebögen bewertet. Besondere Aufmerksamkeit schenkten die Epidemiologen der Aufnahme hochverarbeiteter Lebensmittel (Ultraprocessed Food – UPF) und künstlicher Süßstoffe.

In sekundären Analysen unterteilten sie die UPF in ihre Komponenten, darunter hochverarbeitete Getreideprodukte, süße Snacks, Fertiggerichte, Fette und Soßen, hochverarbeitete Milchprodukte, herzhafte Snacks, verarbeitetes Fleisch, Getränke und künstliche Süßstoffe. Verwendet wurden zwei Definitionen von Depression: eine strenge, die eine selbstberichtete, von einem Arzt diagnostizierte Depression und die regelmäßige Einnahme von Antidepressiva voraussetzte, und eine weitere, die eine klinische Diagnose und/oder die Einnahme von Antidepressiva erforderte.

Die Kohorte umfasste bei Studienbeginn 31.712 Frauen im Alter von 42 bis 62 Jahren. Teilnehmerinnen mit hohem UPF-Konsum wiesen einen höheren BMI, eine höhere Raucherquote und eine höhere Prävalenz von Begleiterkrankungen wie Diabetes, Bluthochdruck und Dyslipidämie [eine Fettstoffwechselstörung] auf und trieben seltener regelmäßig Sport. Es wurden 2.122 Fälle von Depression nach der strengen Definition und 4.840 Fälle nach der weiteren ermittelt. Im Vergleich zu den Personen im untersten Quintil des UPF-Konsums wiesen die Personen im obersten Quintil ein erhöhtes Depressionsrisiko auf, sowohl bei der strengen als auch bei der weiteren Definition.

Untersucht wurde auch der Zusammenhang zwischen spezifischen UPF-Komponenten und dem Depressionsrisiko. Im Vergleich der extremen Quintile waren nur künstlich gesüßte Getränke und künstliche Süßstoffe mit einem höheren Depressionsrisiko verbunden. In einer explorativen Analyse zeigte sich, dass die Teilnehmerinnen, die die Aufnahme von UPF um mindestens 3 Portionen pro Tag reduzierten, ein geringeres Depressionsrisiko aufwiesen, verglichen mit jenen, deren Aufnahme in jedem 4-Jahres-Zeitraum relativ stabil blieb.

Die Ergebnisse legen laut Autoren nahe, dass ein höherer Konsum von UPF, insbesondere von künstlichen Süßstoffen und künstlich gesüßten Getränken, mit einem erhöhten Depressionsrisiko verbunden ist. Auch wenn der Wirkmechanismus nicht bekannt ist, deuten neuere experimentelle Daten darauf hin, dass künstliche Süßstoffe an der Entstehung von Depressionen beteiligt sein könnten.

Publikation:

Samuthpongtorn C, Nguyen LH, Okereke OI, et al. Consumption of Ultraprocessed Food and Risk of Depression. JAMA Netw Open. 2023;6(9):e2334770. doi:10.1001/jamanetworkopen.2023.34770

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