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Methodenvielfalt – ein gesundes Organon

| Christof Wiechert

Jeder Gegenstand braucht seine eigene Methode des Unterrichts.

Für die Kenner der Waldorfschule ist es kein Geheimnis, dass sie eine Vielfalt an methodischen Anregungen bietet. Bei genauerer Betrachtung stellt man fest, dass mit jedem Unterrichtsgegenstand spezifische methodische Hinweise korrelieren.

Rudolf Steiner bezeichnete die Waldorfschule auch als "Methodenschule" (Steiner 1979, S. 141 f.). – Welche Methoden, die "überall angewendet werden" könnten, sind das und warum wirken sie sich harmonisierend auf das Unterrichtsgeschehen und damit gesundend auf Lehrpersonen und Schüler gleichermaßen aus?

Allgemeine methodische Hinweise

Unter "Allgemeiner Methodik" soll der Umgang mit Kindern und Schülern unabhängig vom Lerninhalt verstanden werden. Wie sprechen wir Schüler und Kinder an? Wie gehen wir mit ihnen um? Wie stellen wir uns den verschiedenen Altersstufen gegenüber?

Hier liegen einige Herausforderungen, vor allem wenn man sich auf die Forderung Steiners einlässt, als Lehrkraft so lange wie möglich mit einer Klassengemeinschaft verbunden zu bleiben. Wenn nun eine Lehrperson im ersten Schuljahr die Kinder mit "Liebe Kinder, guten Morgen!" anspricht und diese Anrede im siebten Schuljahr noch dieselbe ist, bekommt sie ein Problem und die Schüler auch. Sie hat die Entwicklung der Schüler verpasst oder nicht wahrgenommen. Mit anderen Worten: Der Begriff der "Allgemeinen Methode" wandelt sich von Altersstufe zu Altersstufe und die Lehrperson wandelt sich mit; sie wird dann am Morgen die Siebtklässler mit "Guten Morgen liebe Leute! Wie geht es euch denn heute?" oder dergleichen begrüßen. Der sprachliche Umgang muss sich durch die Jahre im Zusammenleben mit den Schülern entwickeln. Dazu sei angemerkt, dass das alltägliche, "unwichtige" Gespräch zwischen Lehrperson und Schülern gerne an Häufigkeit zunehmen darf, denn es sind wichtige Übungen des Zuhörens und Sprechens. In der medialen Welt ist ja das Gespräch gleichsam halbiert, es geht etwas vom Subjekt aus und es kommt etwas an das Subjekt zurück; der Redefluss ist zerstückelt. Leben in der medialen Welt verlangt einen stärkeren Nachdruck auf das Erüben des Gesprächs in allen Situationen.

Eine zweite, allgemein-methodische Aufgabe ist der souveräne Umgang mit den Temperamenten. Darunter wird die Fähigkeit verstanden, das die Lehrperson ihr eigenes Temperament so weit in den Griff bekommt, dass sie auf das Temperament des Schülers einzugehen in der Lage ist. Steiner verspricht sich von dieser Fähigkeit eine schnelle seelische Annäherung zwischen Schüler und Lehrer, was sich in der Praxis bewährt hat (Steiner 1987, S. 230 f.).

Ein drittes Element der "Allgemeinen Methodik" bezieht sich auf den Lehrvorgang im Unterricht, der bildhafte, vorstellende Tätigkeit in Abwechslung mit sprachlich, dynamischer, handelnder Tätigkeit bringt. Dabei ist zu beachten, dass in den unteren Klassen von der Aktivität ausgegangen wird, um bei der Vorstellung und dem Verstehen zu enden. Später kommen Unterrichtsformen dazu, die bei einer Vorstellung – zum Beispiel in der Pflanzenkunde oder im Geschichtsunterricht – beginnen und dann erst zu einer Aktivität führen, z.B. zeichnend oder schreibend ins Epochenheft. Dieser Wechsel zwischen vorstellend-bildhaften und aktiv-handelnden Elementen wird in Waldorffachkreisen plastisch-musikalischer Unterricht genannt. Die Handhabe dieser Methodik macht einen "atmenden" Unterricht möglich.

Ein viertes Element einer "Allgemeinen Methodik" ist der Hinweis Steiners, so viel wie möglich einen dozierenden Unterrichtsstil zu vermeiden und durch einen dialogischen Umgang mit dem zu erlernenden Stoff zu ersetzen.

Ein fünftes Element ist der Umgang mit der Zeit. Durch den Epochenunterricht findet eine Entzerrung der Zeit statt und der Lehrer muss nicht durch die Tierkunde, Grammatik, Mathematik, Geometrie, Sternenkunde, Mineralogie, Physik- oder Chemie-Epoche eilen. Ist der Lehrer in der Lage, diese Zeitspanne von 120 Minuten nicht nur zu füllen, sondern auch zu gestalten, sodass eine Unterrichtseinheit zu einer Komposition mit einem Anfang und Ende wird? Wenn es gelingt, erleben die Schüler unbewusst Zuversicht, Sicherheit und fühlen sich geborgen.

Zur "Hygiene" des Unterrichts sei noch angemerkt, dass am Morgen andere psychische Bedingungen herrschen als am Mittag und Nachmittag. Daher die Empfehlung Steiners, am Morgen das Lehren und Lernen stattfinden zu lassen, über den Mittag das Üben (Fremdsprachen) und am Nachmittag alles Künstlerische und Handwerkliche. Einzügige Schulen von kleiner bis mittlerer Größe können dieser Empfehlung weitgehend entsprechen.

Es liegt auf der Hand, dass diese allgemeinen methodischen Hinweise – die Berücksichtigung der Tageszeit, die Komposition einer Unterrichtseinheit, der Wechsel zwischen aufnehmenden und aktiven Phasen, die Beherrschung des eigenen Temperaments, die altersgemäße Ansprache sowie das Einüben einer Gesprächskultur für eine entspannte Unterrichtsatmosphäre sorgt.

Zur Fachmethodik

Da der Klassenlehrer ein Spieler auf vielen Feldern ist und mit Nachdruck kein Spezialist, muss er sich mit den verschiedenen Methodiken der Fachgebiete vertraut machen. Die Angaben, die Steiner dazu gemacht hat, stellen eine Orientierung dar, die – werden sie befolgt – Spielräume zur individuellen Ausgestaltung des Unterrichtes lässt.

Schreiben und lesen: Steiner geht davon aus, dass das Schreiben aus dem Zeichnen entwickelt werden soll. Großformatig auf großen Papierflächen werden die Grundformen des Schreibens geübt, die sich bekanntlich aus geraden und gebogenen Formen zusammensetzen. Es ist erstaunlich, dass sich aus diesen beiden Grundformen alle Formen herleiten. Gleichzeitig werden die Großbuchstaben in bildhaft versteckter Form angelegt. Wesentlich ist, dass – wenn die Wörter geschrieben werden können – Steiner mit großem Nachdruck darauf hinweist, dass erst geschrieben wird, und zwar in Sätzen, und erst danach versucht werden soll, das Selbstgeschriebene zu lesen. Also, von der Grobmotorik zur Feinmotorik und von da zur Rezeption durch die Sinne. Forschungen von Oliver Sacks (Sacks 2021, S. 70 f.) haben gezeigt, wie "gesund" diese Vorgehensweise ist: sie verhindert bei konsequenter Anwendung Legasthenie.

Die Buchstaben in bildhaft versteckter Form regen die Phantasie an und führen zum Erkennen der Großbuchstaben. Die geübten Buchstabenformen kommen dann in kleineren Sätzen zur Anwendung, so dass das Geschriebene in "analytisch synthetischer" Weise zum Lesen führt.

Es wird nicht mit dem Lesen begonnen, ohne vorheriges Tun. Die Phantasie und die Neugier sollen geweckt werden und staunendes Tätigsein zum Verstehen führen. Der Weg geht über das Tun (wollen), das Empfinden (fühlen) zum Verständnis (denken). Diese Integration der Seelenkräfte beschreibt Steiner als "in Einklang versetzen".

Folgt man diesem methodischen Gerüst, zeigt sich, dass viel Spielraum bleibt für das individuelle Ausgestalten des Unterrichts.

Rechnen: Zwei Zugänge werden geübt. Die Qualitäten der Zahlen werden entwickelt, zugleich wird das Rechnen manuell geübt durch Manipulation von Gegenständen (z.B. mit Hilfe von Bohnen, Erbsen usw.). Wie bei der Mengenlehre werden Mengen geteilt, zusammengefügt, weggenommen, wieder zusammengelegt. Die vier Hauptrechenarten werden durcheinander geübt, wobei die Temperamente zu Hilfe genommen werden können. Gleichzeitig werden Zahlen so betrachtet, dass die Vielgestaltigkeit einer Zahl erlebt wird: Was kann die 12 nicht alles sein? Und die 48? – Arme und reiche Zahlen, ein qualitatives Zahlenbewusstsein bildet sich neben dem Quantitativen aus.

Das Rechnen soll in der Hauptsache bildlos geschehen, im Gegensatz zu allem, was sich auf das Lesen und Schreiben bezieht. Es ist selbstredend, dass der Klassenlehrer die Rechenaufgaben selber entwickeln.

Das Rechnen ist ein dynamischer Vorgang, der sich immer schneller zwischen außen und innen abspielt. Die Kinder werden in verschiedenen Geschwindigkeiten die Rechenoperationen internalisieren und in immer schnelleren Abfolgen ausüben, bis sie im Idealfall vor Lebenskraft und Lebensfreude regelrecht vibrieren. Steiner sprach dem Rechnen grundsätzlich eine gesundende Wirkung zu.

Es wird nicht mit dem Rechnen auf Blättern mit Rechenaufgaben begonnen, es wird nicht erst nur addiert und danach lange substrahiert. Das Rechnen geht nicht zuerst vom Auge zum Verstehen, sondern vom Tun in das Erleben und vom Erleben in das Verstehen. Während das Gespräch über die Qualitäten der Zahlen – was macht denn die Fünf zur Fünf, die Vier zur Vier? usw.?) – die Kinder lange gedanklich bewegen kann, ist das Rechnen zuallererst eine lebendige, dynamische Angelegenheit.

Wie weit man mit dieser nicht bildhaften Disziplin kommen sollte, wird an Steiners Empfehlung deutlich, die Kindern im vierten (!) Schuljahr verschiedene Lösungen des Pythagoreischen Lehrsatzes entdecken und entwickeln zu lassen (Steiner 1990, S. 147 f.).

Schon an diesen beiden Beispielen wird ersichtlich, dass im Lehrenden eine Frage auftaucht und immer weiter bewegt wird: Wie wirkt denn der Unterrichtsgegenstand auf den Schüler? Betrachten wir noch einmal das Rechnen, dann ist vordergründig das Lehrziel, dass der Schüler rechnen lernt. Was heißt das? Was bedeutet es, wenn man rechnen kann?

Rechnen vermittelt eindeutige Wahrheiten, so wie die Mathematik es auch tut. Könnte es sein, dass durch das Rechnen die Schüler ein stärkeres Verhältnis zur Wahrheit, zur Unterscheidung von richtig und falsch bekommen? Bildet das Rechnen die Empfindung für das moralisch Richtige aus? – Bewegt der Pädagoge solche Fragen, wird der Unterricht mit Sicherheit davon bereichert.

Heimatkunde als Vorstufe der Geographie: Auch hier ist zuerst die Empfehlung, die Umgebung des Wohnortes oder der Schule zu erlaufen, das heißt, zu Fuß die nähere Umgebung zu durchwandern. Nicht von A nach B spazieren, sondern die Umgebung wahrnehmen. Hier wohnen wir, hier wohne ich. Empfohlen wird, den Schülern einen Einblick in die in der Umgebung ausgeübten Berufe zu ermöglichen (Steiner 1984, S. 156 f.). Lebt man an der Küste, gibt es bestimmte Berufsschwerpunkte, lebt man in der Heide oder im Mittelgebirge sind es andere, lebt man in der Großstadt sind es wieder andere als auf dem Lande.

Auf diese Weise entsteht ein lebendiges, wirklichkeitsgesättigtes Interesse für die Gegend, in der man lebt.

Merkwürdigerweise empfiehlt Steiner dagegen (Steiner 1987, S. 183 f.), die Wahrnehmung der Natur noch in den ersten zwei, drei Schulstufen nicht faktisch, sondern seelisch (innerlich) zu gestalten, im Sinne von "Das Schneeglöckchen und die Tanne": Die Tanne sagt zum Schneeglöckchen: Du kleines Ding, wirst ja nicht lange leben, schau auf mich, ich bin schon sehr alt. Sagt das Schneeglöckchen zur Tanne: Komisch, du bist zwar sehr alt, aber ich habe noch nie eine Blüte an dir gesehen, und so jung und klein ich bin, ich blühe schon." Solche sinnbildartigen Miniaturgeschichten – man spürt es auch noch als Erwachsener – haben eine starke, länger andauernde Wirkung. Das kindliche Bewusstsein fragt sich vieles: Was ist jung? Was ist alt? Hat die Tanne recht? Hat das Schneeglöckchen recht? Oder beide?

Nicht umsonst empfiehlt Steiner für die zweite Schulstufe die Fabeln, die solche Sinnbilder vermitteln (Steiner 1991, S. 125). Und jeder Erwachsene fühlt es: Solche Geschichten entfalten ihre Wirkung nur, wenn sie nicht erklärt oder erläutert werden.

Botanik: Beispielhaft für Steiners Begriff der Methode ist seine Empfehlung für die Pflanzenkunde im fünften Schuljahr. Er empfiehlt, die Pflanzengattungen nach ihrer Komplexität zu ordnen und sie mit den Lebensaltern des Menschen zu vergleichen. Und tatsächlich fragt man sich in der Pflanzenkunde: Ist eine Kaktee eine alte oder junge Pflanze? Die Schüler rufen sofort: Alt. Die Tulpe dagegen empfinden sie als eine junge Pflanze und tatsächlich, sie gehört zu den einfachen Pflanzenarten, während Rosen als erwachsen empfunden werden.

Dabei sollte man die Pflanzen oder Blumen nicht im Klassenzimmer auf den Tischen haben, sondern die Pflanzen in ihrem natürlichen Lebensraum aufsuchen und betrachten. Danach mögen die Schüler die betrachtete Pflanze selber in ihre Hefte zeichnen.

Es macht Sinn, sich in Gedanken dieser Empfehlung zu nähern. Was könnte gemeint sein? Was sollte bezweckt werden? Respekt vor der Natur, ganzheitliches Empfinden, die Pflanze als Teil ihrer Umgebung ...?

Tierkunde: Interessant an dieser Epoche der vierten Schulstufe ist die Anregung, man möge die zu besprechenden Tiere so auswählen, dass sie den drei großen Systemen des Menschen entsprechen. Das heißt, man suche sich ein Kopftier, ein Tier, das die Brustorgane repräsentiert und eines das vorzüglich den Stoffwechsel darlebt, aus.

Der Weg geht über das Charakterisieren, woraus sich innere Vorstellungen bilden. Diese Bilder sind reicher, als wenn man sich zuerst das Tier äußerlich anschaut. Man kann auch sagen, der Weg des erlebenden Verständnisses geht über die Idee zur Erscheinung, nicht umgekehrt. Wikipedia-Weisheiten sind hier durchaus störend, da sie eine Wesensbegegnung verhindern, zum Beispiel mit dem Löwen: "Der Löwe ist mit dem Tiger die größte Art aus der Familie der Katzen. Lebenserwartung 15-16 Jahre für weibliche Tiere, wild lebend, 8-10 Jahre für männliche Tiere, wild lebend. Gewicht, 190 kg für männliche Exemplare, 130 kg für weibliche. Schulterhöhe männlich 120 cm, weiblich 90-110 cm. Länge 180-210 cm männlich, 160-180 cm weiblich. Geschwindigkeit 80 km/h. Charakteristisches Merkmal: die Mähne beim erwachsenen Männchen. Beißkraft …" etc. (Wikipedia, Artikel Löwe)

Diese Fakten vermitteln kein Bild des Löwen.

Da heute Fakten dieser Art digital schnell zur Verfügung stehen, wenn Schüler z.B. eine Arbeit über ein Tier ihrer Wahl schreiben müssen, kommt eine Erlebnisarmut in das Klassenzimmer, die von den Lehrern Takt, zugleich aber auch Kreativität fordert, um Wege zu finden, ein Wesensbild eines solchen Geschöpfes zu erhalten. Wenn das alles gelungen ist, mag man mit der Klasse zum Schluss in den Zoo gehen und es sich ansehen, was man schon charakterisierend erlebt hat. (Und es passiert dann des Öfteren, dass die Schüler eine leichte Enttäuschung erleben: "Ist das echt ein Löwe, da in der Ecke?")

Der Lehrplan sieht für das siebte Schuljahr die Sternenkunde-Epoche vor, eine elementare Astronomie (nicht Astrologie!). Dazu gibt es wieder einen heilsam begrenzenden Hinweis: Man möge sich in dieser Altersstufe nur auf eine Wahrnehmungsastronomie beschränken, also auf eine Astronomie, die sich auf das, was am Himmel sichtbar ist. Was heißt das? Ein Interesse für die Himmelserscheinungen soll geweckt werden, aber vom menschlichen Standpunkt aus, nicht von einem theoretischen.

Der Lehrplan ab dem zwölften Lebensjahr erfährt einen deutlichen naturwissenschaftlichen Ruck. Eher als in vergleichbaren Schulen setzen in der Waldorfschule die naturwissenschaftlichen Fächer ein – jedoch wird der Stoff nicht theoretisch vermittelt. Wenn zum Beispiel schon im sechsten Schuljahr mit Elementen der Physik begonnen wird, dann setzen sie bei der Wahrnehmung des Alltäglichen an, (noch) nicht mit Hilfe auf komplexe Instrumente gestützte Experimente. Gleiches gilt für die Chemie die im siebten Schuljahr einsetzt. (Hier liegt für die Lehrer die Gefahr der Verfrühung. Zugunsten der Entwicklungsspielräume in der Oberstufe ist hier Zurückhaltung geboten.) Sie beginnt mit dem Erleben und der genauen Beobachten alltäglicher Vorgänge, wie zum Beispiel des Kochens von Wasser. Eine Vielfalt an Sinneseindrücken gilt es zu beachten. Die Arbeitsweisen zielen tatsächlich auf eine phänomenologische Methodik, während in den geisteswissenschaftlichen Gegenständen in der Oberstufe eine symptomatologische Annäherung versucht wird.

In dieser Darstellung sind die künstlerischen Unterrichtsgegenstände nicht dargestellt worden. Sie bedürfen einer weiteren Betrachtung. Zeichnen, Singen, Instrumentalchöre, Malen, Handarbeit, später Werken, Gartenbau, Plastizieren, Eurythmie, alles Gegenstände, die auch erübt werden. Alle künstlerischen Tätigkeiten wirken integrierend auf das Kind, auf den Menschen überhaupt. Und alles, was integrativ wirkt, führt zur "wissenden Hand", zum "intelligenten Tritt", zum erkennenden Hören, zum ganzheitlichen Verstehen der Welt. Auf dieser Grundlage werden dann nach der Pubertät die Spezialgegenstände, auch spezialistisch dargestellt. Die sogenannte Oberstufe ist die Zeit, in sich der Schüler auf vielen Gebieten tiefe und vertiefende Spezialkenntnisse erwirbt. Bauen sie auf dem ganzheitlichen allgemeinen Verständnis der Welt auf, wie es in den Unterstufen gepflegt worden ist, dann wirkt sich dies auch auf die Oberstufe, der Zeit des spezialisierten Könnens, gesundend, ja anregend auf die jungen Menschen aus, die dann von Kennern zu Könnern mutieren.

Es zeigt sich, wie die Methodenvielfalt als ein heilendes Organon eingesetzt werden kann.

Hinweise:

Sacks, Oliver: The Mind's Eye, New York 2010.
Steiner, Rudolf: Anthroposophische Menschenkunde und Pädagogik, Dornach 1979, GA 304 a.
Steiner, Rudolf: Erziehungskunst. Seminarbesprechungen und Lehrplanvorträge, Dornach 1984, GA 295.
Steiner, Rudolf: Die gesunde Entwicklung des Menschenwesens, Dornach 1987, GA 303.
Steiner, Rudolf: Erziehungskunst. Methodisch-Didaktisches, Dornach 1990, GA 294.
Steiner, Rudolf: Die Erneuerung der pädagogisch-didaktischen Kunst durch Geisteswissenschaft, Dornach 1991, GA 301.