Nachwirkungen des Pandemie-Traumas
Die größte US-amerikanische Lehrergewerkschaft (NEA) schlägt Alarm: Verhaltensweisen, die früher selten oder undenkbar waren, gehören inzwischen zum Alltag an amerikanischen Schulen. Schüler zerstören nicht nur Mobiliar, sie drohen mit Gewalt und beschimpfen Lehrer, Betreuer und Mitschüler. Eine Umfrage unter den Mitgliedern der Gewerkschaft ergab, dass störendes und sogar gewalttätiges Verhalten von Schülern 2022-2023 so stark zugenommen hat, dass viele Pädagogen dieses Verhalten als ihr größtes Problem benannten – gleich nach der schlechten Bezahlung.
Einem kürzlich erschienenen Bericht des Pew Research Center zufolge gab etwa einer von fünf befragten Lehrern an, zu seinen Hauptproblemen gehörten Schüler, die aufstünden und herumgingen, wenn sie es nicht sollten und sich respektlos verhielten. Die Mehrheit der Lehrer (68 %) gab außerdem an, schon einmal von einem Schüler beschimpft, angeschrien oder bedroht worden zu sein. Viele (21 %) gaben an, dies komme mindestens ein paar Mal im Monat vor. Beobachter sprechen von einer "Krise der psychischen Gesundheit" unter Kindern und Jugendlichen.
Pädagogen, so der Bericht auf der Internetseite der Gewerkschaft, wüssten nur zu gut, dass sich die Schüler immer noch von dem Trauma der Pandemie erholen müssten und mit den verpassten Möglichkeiten zur sozialen und emotionalen Entwicklung zu kämpfen hätten. Pädagogen und Familien versuchten immer noch, das Verlorene nachzuholen. Stress und Ängste seien spürbar, und manchmal komme es zur Explosion.
Empfohlen werden von der Gewerkschaft: stärkere Zuwendung, Einbeziehung der Schüler in die Gestaltung des Schulalltags, Empathie. Vor allem aber: kleinere Klassen, mehr pädagogische Hilfskräfte und mehr Spezialisten für seelische Gesundheit vor Ort.
Cindy Long, Breaking the cycle of bad behavior, NEA Today.
Die National Education Association (NEA) vertritt 3 Millionen Lehrer an öffentlichen Schulen und Bildungseinrichtungen in den USA.