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Sprechstunde – Heuschnupfen und allergische Veranlagung

| Karin Michael

Was zeichnet besonders viele allergische Menschen aus?

Es sind ja durchaus positive Eigenschaften, die man mit Allergiebereitschaft in Zusammenhang bringt: Menschen, die schnell und intensiv reagieren, tiefgreifend und offen wahrnehmen und sich gerne viel aufbürden. Die Schattenseiten dieser Fähigkeiten charakterisieren die allergische Reaktion auf Fremdstoffe und Reize, die eben übermäßig stark und heftig ist, es fehlt an Toleranz, Abgrenzungsfähigkeit und Gelassenheit. Manche Allergologen sprechen von einer Stresserkrankung. Umwelt-, aber auch Pflanzengifte können toxischen Stress verursachen. Sinnesüberreizungen und eine entsprechende Veranlagung ebnen den Weg für ein "dünnes Nervenkostüm" und die übermäßige Reaktion auf Reize aller Art nimmt ihren Lauf. Es kommt zu zellulärem Stress, Erhöhung von Entzündungsmediatoren und mangelnder Immuntoleranz. Juckreiz verstärkt die Reiz-Stress-Reaktionsschleife, die allergische Menschen quält. Seelische Belastungen führen zu erhöhtem Cortisolspiegel als Zeichen der Dysregulation. (Glenk, L. M. et al. (2020). Salivary cortisol responses to acute stress vary between allergic and healthy individuals: the role of plasma oxytocin, emotion regulation strategies, reported stress and anxiety. Stress, 23(3), 275–283. https://doi.org/10.1080/10253890.2019.1675629 )

Wie können wir uns schützen?

Stress auf allen Ebenen zu vermeiden und die Abgrenzungsfähigkeiten erhöhen, sind zentrale Motive von Prävention und Therapie.

Eine reizarme Umgebung herstellen gilt sowohl allgemein in der Lebensführung als auch spezifisch, wo man den Kontakt mit einem auslösenden Agens vermeiden kann. Das bedeutet Vermeidung von Überhygiene und toxischen Substanzen in Wasch- und Putzmitteln. Die Ernährung sollte möglichst mit biologisch-dynamischen lokal erzeugten Nahrungsmitteln erfolgen.  Zudem ist alles, was ein vielfältiges Mikrobiom pflegt, stabilisierend. Verlässliche, regelmäßige und im positiven Sinne langweilige Tagesabläufe mit ausreichend Ruhezeiten tun insbesondere allergischen Kindern sehr gut! (Eltern von Kindern mit Neurodermitis können gut schildern, wie sich ein Kind nach einem aufregenden Tag nachts viel mehr kratzt als sonst.)

Der Organismus ist über- und durchzogen von Bitterstoffrezeptoren. In der Haut erhöhen sie die Barrierefunktion. Im Bitteren stemmt sich die Ich-Organisation förmlich der Außenwelt entgegen. Daher ist eine bitterstoffreiche Ernährung, beispielsweise mit Radicchio, Chicorée, Rucola oder Löwenzahnsalat im Frühling hilfreich zur Allergieprävention.

Besonders schön ist es, wenn man regelmäßig eine Kur oder einen Urlaub am Meer oder in den Bergen einrichten kann. Das Klima einer Mittelmeerinsel im Frühling ist besonders ideal, aber auch längere Aufenthalte an Nord- und Ostsee, bzw. besser noch auf ihren Inseln ist sehr hilfreich zur Stabilisierung. Bei Hausstaubmilbenkotallergie ist ein Aufenthalt in Höhen über 1000 Metern sehr gut, da dort kaum noch Staubmilben überleben.

Wenn die Symptome einen plagen

Zuerst kann versucht werden, die Pollenlast zu reduzieren. Dabei ist beispielsweise eine tägliche Dusche und Haarwäsche sowie Kleiderwechsel hilfreich, ebenso Pollen-filternde feine Gitter an Fenstern des Schlafraumes. Der Schutz der Schleimhäute kann durch häufige Anwendung von Nasenbalsam oder filmbildende Nasensprays wie Rhinodoron® (Weleda) verbessert werden.

Die Einnahme von Bitterstoffen nicht nur in Nahrungsmitteln, sondern auch gezielt als Medikation oder als alkoholfreie Lösung zur Inhalation ist eine gute Basismaßnahme. Die Wirkung der Bitterstoffe an der Lunge ist ähnlich der mancher Asthmasprays wie Salbutamol, d. h. sie ist bronchienerweiternd.

Bewährte Heilmittel aus der Anthroposophischen Medizin:

Vorbeugend hilft Gencydo®
als Injektionen, was allerdings für Kinder eher herausfordernd ist, da die Spritze neben dem Piecks auch noch zu Brennen führt. Eher durchführbar bei vielen Kindern mit Heuschnupfen ist diese Mischung von Zitrone und Quitte als Heuschnupfenspray. Auch hier ist die Wirkung am besten bei vorbeugender Anwendung, mindestens 1 Monat vor Beginn der Pollensaison.

Berberis Quarz
3-8xtgl. 5 Globuli (Wala) wirken adstringierend bei Fließschnupfen.

Echinacea/Quarz comp. Augentropfen (Wala)
nach Bedarf 2 bis mehrmals tgl. lindern die Reizung und Entzündlichkeiten an den Bindehäuten.

Wala Nasenbalsam
kann die gereizten Nasenschleimhäute beruhigen und den Abstand zu Pollen erhöhen.

Inhalationen:

Gentiana lutea RH 5% (Weleda).
10 Tropfen zur Inhalation mit NaCl 0,9% 2ml (Reizhusten, Asthmaneigung)

Gute Besserung!