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Eltern und Lehrer machen gemeinsam Schule

Rebecca Schätzmüller

Die Freie Waldorfschule Mayen öffnete ihre Pforten im Sommer 2019. Ein engagiertes Team aus Eltern und Pädagogen arbeitet hier eng zusammen, um den Kindern ein gesundes Lernumfeld zu ermöglichen, in welchem sie sich frei entfalten können. Die Schule wächst Jahr für Jahr um eine weitere Klassenstufe und die schulischen Bedingungen werden den Bedürfnissen der einzelnen Altersklassen genau angepasst. Der salutogenetische Aspekt spielt an der Freien Waldorfschule Mayen ein große Rolle. Die Kinder sollen physisch, psychisch und mental gesund heranwachsen, zu eigenständigem Denken angeregt und zu selbstständigen Persönlichkeiten heranwachsen.

Kleine Klassen und aktive Elternmitarbeit

Ein Pluspunkt unserer Schule ist, dass wir eine junge, verhältnismäßig kleine Schule sind. Das hat zur Folge, dass wir einen sehr engen, persönlichen Kontakt untereinander pflegen. Durch diesen regen Austausch können stets neue Ideen kreiert und umgesetzt werden. Man kennt sich untereinander und Eltern und Lehrer arbeiten eng zusammen. Gemeinsam stellen wir den anstehenden Aufgaben, die eine neue Schule mit sich bringt. Das bietet den Eltern die Möglichkeit, bei anstehenden Entscheidungen mitwirken zu können und bildet die beste Voraussetzung, ein einzigartiges Lernumfeld für unsere Kinder zu schaffen.

Unsere Klassen sind klein gehalten, was es dem Klassenlehrer ermöglicht, jedes Kind bewusst wahrzunehmen und auf dessen Bedürfnisse einzugehen. Jedem einzelnen Schüler ist die Möglichkeit gegeben, sich individuell, ohne Leistungsdruck mit dem gebotenen Lernstoff auseinanderzusetzen.

Bewegtes Klassenzimmer und eine Waldstunde

Bewegung und Wahrnehmung bilden die Grundlage allen Lernens. Unterricht ist ein Prozess, der die (Mit-) Bewegung erfordert. Dieses Konzept wird bei uns folgendermaßen umgesetzt: In den ersten beiden Jahren werden die Kinder in Anlehnung an das "Bochumer Modell" nach dem Bewegten Klassenzimmer unterrichtet. Es wird bewusst auf gängige Tische und Stühle verzichtet. Stattdessen greifen wir auf Bänkchen zurück, die in Verbindung mit dem zugehörigen Sitzkissen auch als Tisch verwendet werden können. Außerdem werden sie zum Bauen von Bewegungslandschaften herangezogen und können an die jeweilige Unterrichtssituation angepasst, beliebig oft pro Unterrichtseinheit unterschiedlich ausgerichtet werden, z.B. im Kreis, in Kleingruppen, frontal zur Tafel, als Essenstafel oder auch ganz beiseite geräumt werden. Dies ermöglicht vielfältige Bewegungsmöglichkeiten, wodurch die Kinder sich kreativ sowie konzentrations- und gleichgewichtsschulend entfalten können.

Es besteht bereits vor Unterrichtsbeginn die Möglichkeit, sich an aufgebauten Parcours auszuprobieren und so den Geschicklichkeits- und Gleichgewichtssinn zu trainieren.

Unser Bewegtes Klassenzimmer besteht darüber hinaus aus weiteren entwicklungsfördernden Säulen:

  • Förderung der Bindungsfähigkeit durch Begleitung des Klassenlehrers als verlässliche Bezugsperson über den gesamten Vormittag. Diese Erfahrung führt dazu, dass die Kinder sich der Welt und anderen Menschen gegenüber öffnen und eine sichere Sozialfähigkeit aufbauen können.
  • Halt und Struktur bieten rhythmische und sich wiederholende Abläufe, die in einen regelmäßigen Stundenplan integriert werden.
  • Vielfältige Sinneserfahrungen und Spiele lassen die Sinne nachreifen, was ein stabiles Fundament für die Aufmerksamkeit, die Leistungsfähigkeit und das Selbstvertrauen sowie für das Erlernen der Kulturtechniken Lesen, Schreiben und Rechnen bildet.
  • Lebenspflege durch gemeinsam zelebrierte Mahlzeiten, Freispielzeit, Klassendienste und wiederkehrende Rituale bilden eine weitere wichtige Säule.

Die 15-minütigen Pausen laden die Schüler ab Klassenstufe 3 dazu ein, das grüne Klassenzimmer im Außenbereich zu erkunden und die verschiedenen Untergründe wie Sand, Wiese oder Steine zu spüren. Balancieren, Laufen oder das freie Spiel an der frischen Luft bieten den passenden Ausgleich, um sich anschließend im Unterricht wieder konzentriert den gestellten Lerninhalten zu widmen.

In den Klassenstufen 1 und 2 steht anstelle der Pause täglich eine Waldstunde auf dem Stundenplan, die bei Wind und Wetter durchgeführt wird. Die einzigartige Lage unserer Schule in unmittelbarer Waldnähe macht dies möglich. Die Kinder haben so die Möglichkeit, sich nach dem 90-minütigen Hauptunterricht an der frischen Luft zu bewegen und kreative Ideen auszuüben, bevor es anschließend mit dem Fachunterricht weitergeht. Gerade in dieser Altersklasse ist es von großer Wichtigkeit, das Element der Bewegung in den Schulalltag mit einzubinden.

Viele Ausflüge und Exkursionen, welche an die jeweilig durchgeführte Epoche angepasst sind, stehen auf dem Programm. Ob ein Besuch bei den Bienen, ein Einblick in die Kunstschmiede Maria Laach, die Kinder können hier praxisorientiert von den jeweiligen Experten lernen.

Waldkindergarten in Planung und Aufbau der Oberstufe mit Eltern

Zur Zeit wird mit Eifer der Ausbau unserer Oberstufe geplant. Das Besondere ist hier, dass die Eltern mitentscheiden können, welche Möglichkeiten für die Kinder geschaffen werden. Außerdem steht die Idee eines Waldkindergartens im Raum. Eine Gruppe engagierter Pädagogen und Eltern hat hierzu die "Elterninitiative zur Förderung der Waldorfpädagogik im Wald e.V." gegründet. Die Kinder sollen hier die Möglichkeit erhalten, so viel wie möglich draußen sein zu können und den Wechsel der Jahreszeiten im Einklang des Jahreslaufes zu erleben.

Deutschland

Das Projekt: Gesundes Lernumfeld, Salutogenese

Ort: Freie Waldorfschule Mayen, 56727 Mayen (Eifel)

Aktivität: Waldstunde, Waldkindergarten, Bewegtes Klassenzimmer

Kontakt: Rebecca Schätzmüller

Fotos: privat

Internet: Freie Waldorfschule Mayen

Salutogenetische Gesichtspunkte

  • Waldboden fördert ein gesundes Mikrobiom
  • Wahrnehmungsentwicklung
  • Gleichgewicht, Koordination, Bewegung
  • Rhythmus
  • Beziehungspflege