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Gesunde Schule Mölln

Der salutogenetische Ansatz der Freien Schule Mölln

Die Freie Schule Mölln arbeitet auf Grundlage der Waldorfpädagogik nach einem eigenen Leitbild und Konzept. Darin finden sich zahlreiche Elemente, welche zur Entwicklung von Gesundheit beitragen. Unser Konzept ist aus der Überzeugung heraus entstanden, dass eine der wichtigsten Aufgaben von Schule, um zur Entwicklung einer zukunftsfähigen Gesellschaft beizutragen, die Förderung der individuellen Gesundheit auf allen Ebenen ist. Gesundheit ist die Grundlage menschlicher Freiheit, Kreativität und Verantwortlichkeit.

Marie Kolk, Lehrerin und Vorstandsmitglied

"Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein individuelles Gleichgewicht, das von einzelnen Menschen in der Weltbegegnung laufend neu gefunden wird. Dazu braucht es innere und äußere Widerstandsressourcen und eine stabile Verbindung zum eigenen Körper und der Umwelt"

Michaela Glöckler

Wir verstehen Gesundheit als körperliche, seelische und geistige Fähigkeitenbildung. Dabei werden die Lebensbedürfnisse von Kindern und Jugendlichen durch den ganzheitlichen Ansatz unserer Schule gefördert.
 

Außerschulische Lernorte

Zu unserem zentralen Anliegen gehört die Umsetzung des Konzeptes "Gesunde Schule". Dazu gehören außerschulische Lernorte wie das Naturerholungsgebiet Robert Koch Park, das Grüne Klassenzimmer im Naturerlebniszentrum Uhlenkolk und die Verbundenheit mit der landwirtschaftlichen Domäne Fredeburg.
 

Das Tübinger Modell

Wir arbeiten nach dem sogenannten Tübinger Modell, das einen durchrhythmisierten Stundenplan, die Anwesenheit der Klassenlehrer:innen während des gesamten Vormittags, das bewegte Klassenzimmer sowie die Abkehr vom 45-Minuten-Takt vorsieht. Die Klassenlehrer:innen bilden mit den Fachlehrer:innen ein Team, das gemeinsam den Schultag gestaltet. Priorität haben die Sinnesschulung, viele Bewegungsmöglichkeiten, die Pflege der Beziehungsebene und der Rhythmen. Ziel ist es, die Lernfreude der Kinder zu erhalten und individuelle Lernwege zu eröffnen. Wir streben einen Wechsel von der klassischen Lehrer:innenrolle zur/zum Lernbegleiter:in an und fördern das eigenmotivierte und selbstverantwortliche Tun aller Schüler:innen. Dies gilt auch für das Angebot emotionaler, sozialer, methodischer und inhaltlicher Sicherheit.
 

Ganztagsbetreuung

Die verbindliche tägliche Schulzeit geht von 8:00 bis 13 Uhr in den Klassen 1 bis 4. Hausaufgaben im herkömmlichen Sinne entfallen bis zum 6. Schuljahr. Die Schule bietet den Schüler:innen ein Mittagessen sowie eine Ganztagsbetreuung bis 16:30 Uhr an. Das Gelände für die Ganztagsbetreuung befindet sich im nahegelegenen Wildpark Uhlenkolk und ist so gestaltet, dass zu jeder Jahreszeit viel im Freien unternommen werden kann. Es gibt eine überdachte Fläche mit Feuerstelle, Wasser und Sandspielplatz.
 

Lernen mit Sinn

Alle Lernprozesse sollen in einem Kontext sinnerfüllter und nützlicher Tätigkeiten stattfinden. Dazu gehört vor allem die Zusammenarbeit mit einem Bauernhof, wo die Kinder Verantwortungsgefühl für Boden, Pflanzen, Tiere und die Zusammenhänge eines lebendigen Organismus entwickeln und dabei elementare seelische und sensorische Erlebnisse haben können. Das Lernen der Kinder soll in Lebensräumen stattfinden, in denen sie Erfahrungen sammeln können, die sie kaum noch sammeln können. Es besteht die Möglichkeit unterschiedlicher Lerngruppen und jahrgangsübergreifendem Lernen in und an der Natur.
 

Wildnispädagogik und Gartenbau

In unserer Zeit, in der so vieles virtuell abläuft, ist es besonders wichtig, eingebunden zu sein in lebendige Zusammenhänge. Der Begriff Biophilie oder "Liebe zu Lebendigem" wurde von Erich Fromm in Die Seele des Menschen (1964) im Kontext seiner Charakterologie und Ethik eingeführt. Unabhängig von Fromm entwickelte der Soziobiologe Edward O. Wilson in seinem Buch Biophilia (1984) die Biophilie-Hypothese. Sie besagt, dass der Mensch, ursprünglich ganz eingebunden in die Natur und ihre Abläufe, eine angeborene Affinität, ein angeborenes Zuhause-Sein in der Natur hat.

Das Leben in und mit den natürlichen Rhythmen der Jahreszeiten, Pflanzen und Tieren, hat eine gesundende Wirkung auf Seele, Geist und  Körper. Bewegung, Gleichgewicht und Erleben mit allen Sinnen wird entwickelt. Die Natur und der Garten bieten ein Zuhause, die Möglichkeit, Wurzeln zu schlagen und zu entdecken.

Die Wildnispädagogik-Stunden finden für die Klassen 1-4 einmal in der Woche im nahe der Schule gelegenen Waldgebiet statt. Hier können sich die Kinder im freien Spiel entfalten, sie lernen durch Beobachten und Einfühlen, durch Fragen, Geschichten, "wildes Handwerk" und Lieder, im Buch der Natur zu lesen, stille zu werden, aber auch sich geschickt zu bewegen. Durch ihre angeborene Neugier und ihren Wissensdrang, werden sie im Wald, in der Welt der Steine, Tiere und Pflanzen heimisch und verbinden sich mit der Erde.

Der Gartenbauunterricht ab der 5. Klasse findet auf einem Gartengrundstück nur wenige Fahrminuten von der Schule entfernt statt. Hier lernen die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen nach und nach Verantwortung für ein Stück Land zu übernehmen. Es werden Beete vorbereitet, Pflanzen gezogen, Gemüse und Kräuter angebaut, gepflegt und schließlich auch geerntet.

Ab Klasse 7 besteht die Möglichkeit in Form von Biotop-Pflege auch für die "wildere" Natur Verantwortung zu übernehmen.
 

Der Sportunterricht

"Wer sich als junger Mensch selbst in der Dynamik spielerischer und sportlicher Bewegung erlebt, erfährt eine Quelle der Lebensfreude und Gesundheit."

Claus-Peter Röh, Florian Osswald

Die Waldorfpädagogik unterstützt die Möglichkeiten, sich in der körperlichen Bewegung als Ich zu erfahren, indem sie ihre Spiel-, Turn- und Sportmethodik den jeweiligen Entwicklungsschritten der Kinder und Jugendlichen entsprechend gestaltet.

In der 1. und 2. Klasse ist es das Spielturnen, das aus fantasievollen Bildern und Geschichten heraus entwickelt, anknüpfend an die Erzählstoffe der Klassenlehrer:innen und in spielerischer Form vermittelt wird.

In der 3. Klasse beginnt der eigentliche Sportunterricht. Die Kinder machen in dieser Zeit große körperliche und seelische Veränderungen durch, in der der Sportunterricht den Kindern Halt und Sicherheit gibt. Dazu gehören die Gruppenerfahrungen in der festen Gemeinschaft einerseits und die ersten Reigen in der Bothmer Gymnastik andererseits. Der Sportunterricht ermöglicht ein erstes individuelles Erproben, um sich selbst neu wahrnehmen zu lernen. Viele Laufspiele und Reigen bilden den Rahmen, zwischendurch werden Elemente aus der Zirkuspädagogik eingefügt, bei denen die Kinder nach eigenem Interesse ihre Fertigkeiten schulen können.

In der 4. Klasse werden die Kinder sich ihrer eigenen Handlungen bewusst. Sie können in der Bewegung konzentriert bei sich bleiben und zugleich in einem Rhythmus harmonisch mit der Gruppe sein. Der Fahrradunterricht und verschiedene Geräteparcours sind Bestandteile in dieser Klassenstufe.

In der 5. Klasse kommen das Schwimmen und die Grundlagen der Leichtathletik hinzu. In dieser Altersgruppe ist es für die Kinder ideal, eigene sportliche Schwerpunkte zu suchen. Die Kinder lernen neue Bewegungsaufgaben und -abläufe sehr leicht. Das sichere und schöne Ausführen spielt für sie eine bedeutende Rolle.

In der 6. Klasse erfolgt der Sportunterricht analog dazu, dass im Denken der Schüler:innen nun mehr und mehr die bewusste Auseinandersetzung mit der Welt, mit dem Suchen von Ordnung und Regeln, in den Vordergrund tritt. Hier gehören Auseinandersetzungen dazu. Regeln können gemeinsam mit der Gruppe besprochen und verändert werden.

In der 7. Klasse wird der Wassersport entdeckt. Nicht ohne Grund wird in der 7. Klasse die Epoche der Erfinder:innen und Entdecker:innen behandelt. Die Schüler:innen wollen nun über alte Grenzen hinaus, Neuland entdecken, zielgerichtet handeln. Der Sportunterricht kann dabei helfen, die Jugendlichen von den gegenwärtigen Problemen und Fragen zu lösen und sich ganz auf die Situation einzulassen.

Wassersport ist für viele ein ganz neues Bewegungsfeld. Es ist vielseitig und bietet den Schüler:innen die Möglichkeit, ihren Horizont zu erweitern. Dabei sollen alle Wassersportarten wie Kanu, Kajak, Rudern, Segeln, Surfen, SUP u.a. kennengelernt werden. Im Winter findet der Sportunterricht in der Halle statt. Das Geräteturnen unterstützt die Schüler:innen in dieser Lebensphase in ähnlicher Form.

In der 8. Klasse kommt das Rudern und Fitnesstraining hinzu. In Zeiten der äußeren und inneren Unordnung können im Sportunterricht eine klare Struktur und einfache Lösungsstrategien oft wie eine Erlösung für die Jugendlichen wirken. Beim Rudern sind die Bewegungen klar, die Lösung, nicht mit dem kippeligen Boot ins Wasser zu fallen, einfach. Es gehört jedoch viel Konzentration dazu und eine Konsequenz in der Durchführung – genau das, was die Schüler:innen in dieser Altersgruppe oft brauchen. Auch bei Fitnessübungen geht es darum, an einfachen klaren Bewegungsabläufen die eigene Haltung wahrzunehmen, sich zu verbessern und zu lernen, auch etwas auszuhalten und durchzustehen – nicht zuletzt, um den stark wachsenden Körper mit der nötigen Muskulatur zu "versorgen" und gesunde Bewegungen anzulegen.

"Indem sich der eigene Wille mit der Bewegung neu in Raum und Zeit hineinstellt, entsteht im Zusammenklang von geistiger, seelischer und körperlicher Präsenz eine unmittelbare und tiefe Erfahrung der Identität"

Claus-Peter Röh, Florian Osswald

Zusammenarbeit mit Betrieben

Die Freie Schule Mölln möchte Schule und Berufswelt stärker miteinander verknüpfen und die Persönlichkeitsbildung der Schüler von theoretischer und lebenspraktischer Bildung dadurch zusätzlich fördern. Die Schule sucht in der Oberstufe die Zusammenarbeit mit Betrieben der verschiedensten Berufsbereiche, damit die Jugendlichen in Handwerksbetrieben, Dienstleistungsunternehmen, sozialen Einrichtungen oder Praxen durch unmittelbares Tun Erfahrungen in der Arbeitswelt sammeln können.
 

Lehrer:innen- und Elterngesundheit

Die Lehrer:innengesundheit ist uns wichtig. Die Arbeitsplätze sind so auszugestalten, dass eine Vor- und Nachbereitung des Unterrichtes möglich ist und die Schule als Wohlfühl- und Entwicklungsort der Lehrer:innen wahrgenommen werden kann.

Unterstützung finden wir durch eine Systemische Beratung, durch Persönlichkeits-schulungen für Lehrer:innen, Anleitungen zur Gewaltfreien Kommunikation in den Bereichen Konferenzarbeit, Elternarbeit und Schüler:innenmitverwaltung.

Aber genauso die Elterngesundheit. Ziel ist es, Eltern als die Hauptbezugspersonen der Kinder in ihrer Kompetenz zu stärken und sie in ihrer gesellschaftlich zentralen Alltagsaufgabe wertzuschätzen und ihre Bedürfnisse und Lebensrealitäten ernstzunehmen. Oft sind Eltern fundamental verunsichert, was auf der einen Seite zur Pathologisierung normaler Entwicklungsvorgänge und auf der anderen Seite zum Übersehen von therapiebedürftigen Entwicklungsbesonderheiten führt. Dafür bieten wir, neben den Elternabenden, Vorträge und Beratungen an.

Homepage

Facts

Ansprechpartner:Marie Kolk
Projektort:Freie Schule Mölln
Projektzeitraum:ganzjährig
Aktivität:Schulkonzept: "gesunde Schule"
Fotos:Jens Wittenburg,
privat