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Gute Schule mit gesunden Menschen

Die Neue Waldorfschule Dresden bietet umfangreiche Gesundheitsprävention für Schüler und Lehrer

Milena Rentsch

2013: Dresden-Neustadt

13 Schüler werden als "C-Klasse" der Freien Waldorfschule Dresden in den Räumen der ehemaligen Heeresoffiziersschule eingeschult. Es gibt ein Jahr Zeit für die gründungswilligen Eltern, dann muss die neue Schule "fertig" sein. So war die Bedingung. – Die Eltern dieser Schüler haben das wirklich geschafft! Und damit ging es los.

Seit 2014 gibt es die Neue Waldorfschule Dresden. Jährlich kam eine neue Klasse hinzu. Die Räume wurden schnell zu klein, Container fanden in der Nachbarschaft Platz, die Grundstückssuche wurde hektischer. Wichtig war den Gründungseltern und uns allen bis heute, eine "Schule für alle" zu sein, und auch Schülern mit besonderen Bedürfnissen guten Entwicklungsraum zu schaffen. Schnell kam die Handlungspädagogik als ein Königsweg zu diesem Ziel ins Spiel, und mit dieser die Schaffung natürlicher Erlebnisräume in der Schule: Mit zwei vermehrungsfreudigen Meerschweinchen begann unsere Tierpädagogik, und mit einer Werkstatt im Hort und dem Bau von Hochbeeten zwischen den Containern der Praxisunterricht, und dann der Schulclub. Unser Ganztageskonzept konnte ja nicht nach der vierten Klasse einfach verschwinden! Mit langen Pausen, einem hygienischen Tagesablauf und viel Raum für soziale Begegnungen war inzwischen ein Lebensraum Schule entstanden, der auch für die größeren Schüler weitergeführt werden sollte.

Schüler brauchen Lehrer und Erzieher. Wir nahmen also nicht nur Jahr um Jahr neue Kinder in unsere Schule auf, sondern stellten immer mehr neue Pädagogen ein – und die waren und sind gar nicht so leicht zu finden. Oft waren es Menschen aus dem schulischen Umfeld, gar nicht so selten auch Eltern unserer Schüler, die sich stärker mit der Schule verbinden wollten und bereit waren, bei uns zu arbeiten. Oft hatten sie viel Mut, viel guten Willen und Begeisterung für das gemeinsame Ziel, aber keine oder nicht ausreichende Ausbildung für den zu besetzenden Arbeitsplatz. Von Beginn an waren wir als Schule gefordert, unsere Neuen für ihre schulischen Aufgaben auszubilden. Wir stellten ihnen Mentoren an die Seite, baten unsere Patenschule um Unterstützung, berieten uns mit dem Lehrerseminar in Dresden, finanzierten die anstrengende berufsbegleitende Ausbildung am Seminar und jede Menge Weiterbildungen, schufen schon bald ein Einarbeitungskonzept und verschiedene Unterstützungen. Die Aufgabe, sie in ihre Tätigkeit einzuführen, grundlegende methodische und waldorfpädagogische Fähigkeiten zu veranlagen, und die Qualität von Unterricht oder Betreuung dabei sicherzustellen, das war und ist eine große Aufgabe für unser ganzes Kollegium. Das kann nur gelingen in einem gesunden, frohen und unterstützendem Umfeld. Dieses bauten wir gemeinsam auf.

2022: Dresden-Niedersedlitz

Inzwischen haben wir das Jahr 2022. Wir befinden uns in einem ausgedehnten Containerdorf neben einer riesigen Baustelle in Dresden-Niedersedlitz. Zu den aktuell 14 Meerschweinchen kamen Hühner, Hunde, Ziegen, Enten, Kaninchen, Mäuse und Bienen. Der Schulhund übergab seine Aufgabe einem jungen Nachfolger. Überall zwischen den Containern entstanden mit den Schülern Sitzecken, Hochbeete, Spiel- und Aufenthaltsbereiche und ein zauberhafter Schulgarten. Die benachbarte Baustelle zeigt uns inzwischen einen fast fertigen Rohbau unserer zukünftigen Schule.

Unsere Unterstufenklassen haben einen rhythmisch gegliederten und verlässlich organisierten Ganztagesplan, Schule und Hort arbeiten hier engstens zusammen. Mit der täglichen Hortwerkstatt ab 10.00 Uhr und zusätzlichen Ganztagesangeboten wird für jedes Kind individuell Gutes möglich. Jeden Freitag haben die Klassen ihren wöchentlichen Waldtag, einige Klassen nehmen sich viel Zeit für ein selbst hergestelltes gesundes Klassenfrühstück. Schon die Jüngsten stellen ihr gesundes Frühstück selbst her, zum Teil auch mit Hilfe ihrer älteren Patenklassen, kochen und backen fast täglich im Hort und nutzen dabei auch immer Produkte aus dem Schulgarten oder Eier von den Schulhühnern oder Produkte von den Bauernhöfen, mit denen wir eine Partnerschaft pflegen. Wem es in der Klasse gerade zu eng, zu anstrengend oder zu laut ist, der darf mit unserem pädagogischen Hausmeister und vielleicht auch seinem Schulhund etwas bauen, reparieren oder im Gelände arbeiten. Vielleicht müssen auch gerade unsere Tiere versorgt werden. Stolz, zufrieden, erholt und gekräftigt kommen die Kinder später in ihre Gruppe zurück.

Auch nach der vierten Klasse dürfen sich unsere Schüler ganztägig bei uns wohlfühlen: Im Schulklub lebt vieles aus dem Hort altersangepasst weiter, viel Neues kommt nun Schritt für Schritt dazu: Der Praxisbereich lebt in der unterrichtsbegleitenden Schulklubwerkstatt, in umfangreichen Wahlprojekten ab Klasse 7 und im wöchentlichen Praxisfreitag der Mittelstufe, der mit vielen Partnern aus Landwirtschaft, Handwerk, der Universität und Dresdner Firmen unseren Schülern den Weg ins "echte Leben" weist. Alle Schüler erhalten eine Ersthelferausbildung, in der sie praktisch erüben, was bei gesundheitlichen Grenzerfahrungen zu tun ist.

Die an der Waldorfschule üblichen Epochen zur Ernährungslehre und Menschenkunde haben einen ausgeprägten Praxisanteil. Auf Klassenfahrten und auf dem Umweltpraktikum in Klasse 7 wird von den Schülern selbst gekocht und gesunde Ernährung praktiziert. Das Thema Selbstversorgung und Gesundheitsvorsorge wird in unserem wöchentlichen Praxisfreitag auf einem Bauernhof in den Klassen 7 und 8 während der Schulzeit oder bei unserer Klassenfahrt in Klassenstufe 8 "Klassenfahrt mit Grenzerfahrung" erlebbar.

Im Rahmen des Praxisfreitages erleben die Mittelstufler einen zeitlich ausgeprägten Medienkundeunterricht. Dort entwickeln die Schüler nicht nur eigene Podcasts, Filme und Dokumente, sondern werden auch altersgerecht mit Gefahren von Sucht und Abhängigkeit aufgeklärt. Projekte zur Vorbeugung substanzgebundener Süchte und zum Umgang mit seelischen Erkrankungen ergänzen hier unser Portfolio.

Unsere Schulärztin gestaltet ab Klasse 9 einen praxisnahen Unterricht in der Menschenkunde oder fördert weiteres Üben im Ersthelferbereich im Rahmen des Unterrichtes.

Einblicke über die Betriebspraktika der Jugendlichen im Gesundheits- und Sozialbereich tragen weiterhin zu einer gesundheitsbewussteren Lebenseinstellung der heranwachsenden Menschen bei. In Klasse 7 gehen alle in ein ein- bis zweiwöchiges Kindergartenpraktikum, in Klasse 8 in zwei bis drei weitere Betriebe. Wir unterhalten dafür Partnerschaften mit einer Tagespflege und einem Altersheim. Im Endausbau unseres Grundstückes sollen diese Einrichtungen in direkter Nachbarschaft der Schüler sein und so für alle einen Lebensraum bilden, in dem alle Altersstufen und alle Seinsbereiche ihren guten Platz finden.

In Werkstätten mit Schülern, Kollegen und Eltern entwickelten wir die passenden Häuser für einen gesunden Wohlfühlumraum – genau so, wie er zu uns passt. Auch unsere Zusammenarbeitsstrukturen entwickelten wir in dieser Weise und kamen hier zu einem System mit verteilten Verantwortlichkeiten, klaren Zuständigkeitsbereichen und definierter Einzelverantwortung. Das soll uns alle entlasten und Transparenz schaffen. Im bestehenden schnellen Schulwachstum ist das natürlich eine dauerhafte Herausforderung.

Natürlich gelingt dies alles nur mit gesunden, sich wohl fühlenden Menschen an der Schule!

Neben einem umfangreichen Einarbeitungsprogramm, einem großen Paket von einzelnen und Gruppen-Supervisionen und Coachings für Pädagogen konnten wir mit der BKK.VBU einen starken Partner für unser Betriebliches Gesundheitsmanagement finden. Präventionsprogramme verschiedener Bereiche werden in Zusammenarbeit mit dieser Krankenkasse für unsere Mitarbeiter angeboten. Über Gesundheitsbefragungen und unsere Mitarbeitergespräche mindestens einmal jährlich eruieren wir regelmäßig die Bedarfe, um in den Lehrercoachings oder Supervisionen beispielsweise im Rahmen von Burnout-Prophylaxen, Stresspräventionen oder durch das Erlernen von Konfliktmanagement gesundheitsfördernd darauf einzugehen. Unterstützt werden die Maßnahmen zusätzlich von unserer anthroposophischen Ärztin.

Wir laden unsere Mitarbeiter zu einem täglichen gesunden biologischen Mittagessen und zu Getränken ein. Für die körperliche Fitness sorgen wir durch das Angebot von Job-Bikes. In unseren Konferenzen wird das anthroposophische Meditieren geübt und gepflegt und schafft kräftigende Momente. Für das seelische Wohlbefinden laden wir alle Mitgestalter unserer Schule zu unseren Teamwochenenden in der Sächsischen Schweiz und zum gemeinsamen Feiern ein.

Deutschland

Das Projekt: Gesunde Schule, Salutogenese

Ort: Dresden-Niedersedlitz

Aktivität: Gesundheitsprävention für Schüler und Lehrer

Kontakt: Milena Rentsch. Email

Fotos: Neue Waldorfschule Dresden

Internet: www.neue-waldorfschule-dresden.de

Salutogenetische Gesichtspunkte

  • Sensomotorische Integration fördern (Natur-, Erlebnispädagogik)
  • Handlungsfähigkeit üben (Handlungspädagogischer Ansatz)
  • Seelischer Ausgleich durch Tierpädagogik
  • Rhythmuspflege, Regeneration lernen (ausreichend und gut gestaltete Pausen)
  • Helferkompetenz (Ersthelferausbildung)
  • Selbstwirksamkeitserfahrungen
  • Gesunde Ernährung
  • Bewusstsein für Gesundheitsfragen entwickeln