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Schulbauernhof Loheland

Eine gesundende Verbindung von Pädagogik und Landwirtschaft

Hannah von Bredow und Jula Bubenzer

Video: © von Tessin-Zentrum.

In der hessischen Rhön nahe Fulda wurde im Sommer 2024 ein großer Schritt hin zu einer gesundenden Verbindung von Pädagogik und Landwirtschaft gegangen. Die dortige Waldorfschule, die Rudolf-Steiner-Schule Loheland, hat seit diesem Sommer einen eigenen Schulbauernhof. Die biologisch-dynamische Landwirtschaft und Gärtnerei des Ortes ist nun als Hof Loheland Teil der Schule und wird von der Schule getragen. Neben der Waldorfpädagogik ist auch die Handlungspädagogik fester Bestandteil des Konzepts.

Nach und nach soll das Projekt wachsen, bis Schule und Hof so verwoben sind, dass alle Schülerinnen und Schüler bis in die Oberstufe in unterschiedlichen Schwerpunkten und mit verschiedenen Entwicklungs- oder Lernzielen am Hof beteiligt sind. Getragen wird das Projekt von einem vielseitigen Team. Es sind seit Sommer 2024 zwei Lehrerinnen angestellt worden, die speziell für dieses Projekt die Verbindung von Landwirtschaft und Pädagogik aufbauen. Sie bringen sowohl landwirtschaftliche, gärtnerische als auch waldorf- und handlungspädagogische Erfahrungen mit. Zum Team gehören außerdem ein Landwirt, eine Gärtnerin und einige weitere Menschen, die am Hof, im Garten und im Unterricht helfen. Schulleitung und Geschäftsführung stehen in engem Kontakt zu diesem Projekt.

Seit diesem Schuljahr werden bereits die Klassen 1–5 wöchentlich auf dem Hof unterrichtet und projektweise die eine oder andere höhere Klasse.

Die Klassen 1–3 haben jeweils einen Hoftag pro Woche fest im Stundenplan verankert. Der Tag beginnt morgens wie gewohnt in der Klasse. Danach geht es gemeinsam mit den Hof-Lehrerinnen, begleitet von den Lehrkräften, rein in die Gummistiefel. Der Hof, mit allem, was dazugehört – vom Kuhstall bis zum Acker und Garten –, liegt nur ein paar Schritte von der Schule entfernt. Zunächst werden die Tiere versorgt. Es gibt eine kleine Herde Rotes Höhenvieh, zwei halfterführige und pädagogisch ausgebildete Kühe mit ihren jungen Kälbern, eine kleine Herde Thüringer Waldziegen, die bald ihre Jungen bekommen, sowie Hühner, die von ein paar kleinen Zwergziegen beschützt werden. Auch die kleine gemischte Schafherde, die schon lange in Loheland pädagogisch genutzt wird, sowie einige Laufenten gehören dazu. Neben der pädagogischen Arbeit ist es ein Ziel, alte Nutztierrassen zu erhalten und bald als sogenannter "Arche-Hof" anerkannt zu werden. Zurück zum Hoftag: Es wird gemistet, gefüttert und gestreichelt oder neu eingestreut. Wenn die Kühe versorgt sind, wird in unserem provisorischen Klassenzimmer im Kuhstall gemeinsam gefrühstückt. Anschließend ist Spielpause, und es geht auf den Pausenhof in den Wald. Wenn alle wieder im Hofklassenzimmer versammelt sind, wird die nächste Tätigkeit eingeführt; hier wird oft in Kleingruppen gearbeitet. Mal sind noch weitere Tiere zu versorgen, mal wird gehämmert und gesägt, um den Schafen neue Raufen zu bauen oder die Gärtnerin braucht Hilfe im Garten. Dann wird gesät, gepflegt, geerntet oder zum Winter hin werden die Beete abgeräumt. Abgeschlossen wird der Tag im Hofklassenzimmer mit einem gemeinsamen Austausch über die getane Arbeit, über Erlebnisse und Entdeckungen.

Die Klassen 4–5 haben jeweils einen Hofnachmittag pro Woche. Hier widmen sie sich unterschiedlichen Tätigkeiten und Projekten, die gerade auf dem Hof zu tun sind. Für das Gehege der Zwergziegen wurde bereits ein Klettergerüst, ein Unterstand und eine Heuraufe gebaut. Es wurde auf dem Acker gesät und geeggt oder gemeinsam mit allen Klassen von 1–7 bei der Kartoffelernte geholfen.

Pädagogisch wertvoll ist, wenn das Erlebte später im Klassenraum als Unterrichtsinhalt wieder auftaucht. Beispielsweise wenn die Regenwürmer, die am letzten Hoftag im Komposthaufen beobachtet wurden, beim Formenzeichnen ihren Weg in die Hefte der Kinder gefunden haben. Oder wenn die ganze Mathe-Epoche darauf aufgebaut wird, dass am Hof gesät wurde und vorher mit den Schülerinnen und Schülern gezählt und gewogen wurde, wie viele Körner eigentlich auf dem Acker verteilt werden müssen.

Für Loheland und das Projekt des Schulbauernhofes gibt es eine große Vision. Viele Schritte in Richtung Verwirklichung werden bereits gegangen. So befinden sich auf dem Gelände weitere renovierungsbedürftige Gebäude, die fester Bestandteil des Konzepts sind und bald auch an den Hoftagen genutzt werden sollen. Das alte Molkereigebäude und das alte Backhaus sollen wieder nutzbar gemacht werden, damit die Schüler von der Bodenvorbereitung, über die Aussaat bis hin zum fertigen Brot alle Prozesse erleben können.

Interessierte sind herzlich eingeladen. Immer wieder finden Info-Veranstaltungen statt, zu denen man das Projekt vor Ort besichtigen kann. Zudem werden die Neuigkeiten vom Hof alle zwei Wochen im LOMIT, dem Loheländer Newsletter, veröffentlicht.

Schulbauernhof Loheland

Das Projekt: Schulbauernhof als Teil gesundender Pädagogik

Ort: Rudolf-Steiner-Schule Loheland, Klassen 1-7

Aktivität: 

  • Landwirtschaft
  • Gärtnerei
  • Arbeit mit Tieren

Kontakt: Hannah von Bredow (Mail)

Resilienzförderung durch:

  • Handlungspädagogik
  • Arbeitspädagogik
  • Stallarbeit
  • Viel Bewegung draußen und in der Natur