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Ziegenferien

Besondere Ferienfreizeiten für Kinder von der ersten bis zur fünften Klasse.

David Moosmann, heute Schüler der 12. Klasse der Freien Waldorfschule Tübingen, ging noch im Kinderwagen sitzend mit seiner Großmutter mit zu den Ziegenfreizeiten, die seine Eltern den Kindern in den Sommerferien angeboten haben (EOS Heuberg e.V.). Er wuchs heran und lernte durch das Dabeisein und Mitmachen alle Arbeiten, die zu solchen Freizeiten gehören: Tiere versorgen, Bögen schnitzen, Apfelsaft pressen und Feuer machen. Als Achtklässler übernahm er bereits bei den Freizeiten eigene Arbeitsgruppen und begleitete eine Jugendgruppe zwei Wochen bei einer Wanderung in der Provence. "Diese Freizeit ließ mich die Natur von einer neuen Seite kennen lernen und zeigte mir, wie wichtig Teamfähigkeit ist", so David rückblickend. Im folgenden Interview berichtet er von seiner Zwölftklass-Jahresarbeit, für die er im praktischen Teil Ferienfreizeiten mit Kindern zwischen sechs und zwölf Jahren und den Ziegen durchführte. Die Freizeiten fanden auf dem Gelände der Waldorfschule statt. Sämtliche Aktivitäten wurden in der Natur durchgeführt. Es ist David dabei ein wichtiges Anliegen, seine Begeisterung für die Natur, die Tiere und urtümliche Aktivitäten weiterzugeben.

Warum ist eine naturbezogene Erlebnispädagogik mit Kindern zeitgemäß?

Im heutigen Medienzeitalter sind Erfahrungen und Erlebnisse in der Natur besonders wichtig. Durch die Verbindung mit den Tieren sind die Teilnehmer emotional noch stärker berührt. Ich kann innerhalb weniger Tage konkret beobachten, wie sich die Kinder unmittelbar entfalten und entwickeln. Im Kontakt mit den Tieren und der Natur, finden die Kinder im Laufe der Freizeit immer mehr zu einer Gemeinschaft zusammen und verhalten sich deutlich achtsamer.

Bei den jüngeren Kindern beobachte ich, wie sehr sie ihrer Phantasie freien Lauf geben und meinen Erzählungen zu Pflanzen und Tieren aufmerksam lauschen, sich dabei ganz wohl und heimisch in der Natur fühlen. Dadurch gehen sie achtsam mit den Tieren und den Pflanzen um.

Wie laufen die Sommerferienfreizeiten mit Ziegen ab?

Die Freizeiten sind auf eine Woche ausgelegt und finden durchweg täglich von 9 bis 17 Uhr in der Natur statt. Am letzten Abend findet eine Übernachtung unter freiem Himmel um ein Lagerfeuer oder über dem Ziegenstall im Heu statt. Beim Tagesablauf spielen unsere Tiere eine wichtige Rolle. Täglich werden sie gemeinsam versorgt und gemolken. Die Besonderheit dabei ist, dass sie uns auf unseren Ausflügen frei begleiten und somit zum Zusammenhalt der Gruppe beitragen. Sie werden von den Kindern gehütet und mit Futter gelockt. Am Ende der Freizeit hat jeder Teilnehmer sein Lieblingstier. Die Tiere sind immer in den Alltag mit einbezogen; sie werden zum Beispiel mit den beim Kochen angesammelten Gemüseresten gefüttert. Wir kochen bei unseren Freizeiten meist in einem Kessel über einem Feuer. Eine Gruppe von Teilnehmern hilft dem Betreuer, das Essen zuzubereiten.

Als Schüler hast Du einen anderen Blick auf die Kinder als Eltern und Lehrer. Was kannst du an ihnen beobachten, wenn ihr draußen unterwegs seid?

Im Vergleich zu vielen anderen Lernsituationen gibt es in der Natur immer sehr freudige Kinder, die fast nie miteinander streiten. Auch treten kaum Disziplinprobleme auf und in der Kombination mit den Tieren gibt es keine Außenseiter. Da es viel Raum gibt, kann jeder individuell tätig werden und doch zur Gruppe gehören.

Warum machst Du diese Arbeit mit den Kindern, was motiviert Dich?

An erster Stelle macht mir die Arbeit mit den Kindern sehr viel Freude. Durch meine eigene enge Verbindung zur Natur ist es mir auch wichtig, ihnen den Bezug zur Natur und den Tieren stärker zu ermöglichen. Die Teilnahme an einer Freizeit trägt dazu entschieden bei. Ihr herzliches Verabschieden am Ende der Woche, verbunden mit dem Wunsch, wiederkommen zu wollen, tragen natürlich auch zu meiner Motivation bei. An mir selbst und meinen Freunden konnte ich immer wieder beobachten, wie sehr lange Beschäftigungsphasen mit den Medien einen sehr ermüden und lähmen. Kinder sollten meiner Meinung nach davon so lange wie möglich verschont bleiben. Hierzu müssen sinnvolle Alternativen angeboten werden.

Welche Freiräume kannst Du den Kindern lassen? Wo musst du Einschränkungen wegen Gefahren machen?

Ich möchte bei meinen Freizeiten weniger mit Einschränkungen, sondern eher mit Begeisterung arbeiten. Die Teilnehmer sollen so viel Freiraum wie möglich haben, um selbst kreativ werden zu können. Gleichzeitig ist es selbstverständlich, dass bei gemeinsamen Aktivitäten wie Spielen, Geschichten erzählen oder gemeinsam Singen alle Teilnehmer dabei sind. Bei "gefährlichen" Aktivitäten wie beim Schnitzen oder einem Fackelzug hat die Sicherheit der Teilnehmer natürlich höchste Priorität, so dass ich klare Regeln aufstellen muss. Auch im Fall von Streitigkeiten greife ich als Betreuer in das Geschehen ein. In diesem Fall versuche ich, die Kinder nicht zu bestrafen oder für einige Zeit von der Gruppe wegzuschicken, sondern ich lasse mir von ihnen zum Beispiel in der Küche oder beim Herrichten der Bollerwagen für unsere Ausflüge helfen.

Wo siehst du Dich und Dein Projekt in Zukunft?

Mir bereitet die Arbeit mit Kindern sehr viel Freude und ich möchte auch in Zukunft Freizeiten leiten. Beispielsweise plane ich, im kommenden Jahr zwei Freizeiten durchzuführen. Auch möchte ich nach dem Abitur gerne Freizeiten für Jugendliche wie Kanu- Trecking- oder Fahrradfreizeiten anbieten.

Ziegenfreizeiten

Das Projekt: Ziegenfreizeiten von Klassen 1-5

Ort: Freie Waldorfschule Tübingen

Aktivität: 

  • Naturbezogene Erlebnispädagogik mit Tieren
  • Gemeinschaftspflege
  • Gesunde Ernährung

Kontakt: David Moosmann, Mail

Resilienzförderung durch:

  • Natur
  • frische Luft
  • Bewegung
  • Abenteuer