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Schule als gesunder Lebensraum

Die Freie Waldorfschule Heidenheim auf dem Weg zur "Gesunden Schule" und zum "Kinder- und Familienzentrum"

Angelika Traßl

 

Die Corona Pandemie hat deutlich gemacht, dass Prävention und Selbstfürsorge wesentlich sind in einer Zeit, in der die gesellschaftlichen Herausforderungen den Alltag bestimmen. Für eine gelingende und nachhaltige Bildung sind gesunde Kinder und gesunde Lehrer:innen und Erzieher:innen eine wichtige Voraussetzung. 

Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, im achtsamen Umgang miteinander im Kollegium die unterschiedlichsten Einstellungen, Auffassungen, Meinungen und Bedenken wahrzunehmen, im Gespräch und Austausch zu bleiben und für uns und die Kinder das Bestmögliche aus der (Corona-) Situation zu machen und die Weichen für die Zukunft zu stellen.

Zunächst haben uns folgende Themen und Arbeitsansätze erarbeitet:

  • Die Schule soll ein gesunder und sicherer Lebensraum sein. Dazu gehören ein Schutzkonzept sowie die Gewalt- und Suchtprävention. Ein weiterer Schwerpunkt bildet die Gesundheits- und Sexualerziehung, Lebenskunde und Medienpädagogik.
  • Die Stellung des Vertrauenskreises wird verstärkt und die Zusammenarbeit mit externen Beratungsstellen intensiviert.
  • Die Schulärztinnen werden schulinterne Fortbildungen anbieten.
  • Gesunde Beziehungen werden durch gewaltfreie Kommunikation eingeübt.
  • Die (psychische) Gesundheit der Lehrer:innen und Kinder wird in den Blick genommen.
  • Beginn des Projektes "Resilienz im Ganztag" (Hort) und Erstellung eines Konzeptes.
  • Der Kindergarten bzw. die Kindertageseinrichtung wird zum "Kinder- und Familienzentrum" ausgebaut.

Die Schule soll sich nicht nur auf Schulisches beschränken, sondern einen Lebensort und Kulturraum für vielfältige Initiativen bieten, bis hin zu einer kontinuierlichen Erwachsenenbildung. Dazu gehören auch niederschwellige Anlaufstellen für die Sorgen und Nöte der Eltern. Das Gemeinschaftserleben wird als Kraftquelle (besonders durch die Jahresfeste) gepflegt, Begegnungsräume werden geschaffen, um mehr Austausch zu ermöglichen.

Auf die Lehrergesundheit wird verstärkt geachtet; dazu gehört die Arbeit am "geistigen Potenzial" des Kollegiums.

Kurse zur eigenen Gesunderhaltung in Zusammenarbeit mit dem "Integrativen Haus der Gesundheit" in Heidenheim werden angeboten.

Unsere Aufmerksamkeit richtet sich auf eine gesunde, intakte Natur als unsere gemeinsame Lebensgrundlage, wozu auch das Angebot einer gesunden Ernährung im Schulalltag gehört.

Darüber hinaus sollen mehr Bewegungsräume und -gelegenheiten im Unterricht, in den Pausen und in der Freizeit für alle Altersstufen und Erwachsene angeboten werden. Mittelfristig sollen die Schulanfangszeiten überdacht und Ruheräume für Schüler:innen und Lehrer:innen eigerichtet werden.

Schließlich soll der Übergang vom Schulabschluss ins "richtige Leben" bewusster gestaltet und begleitet werden.

Konferenzarbeit

Konkret konnten schon folgende Schritte im Rahmen der Konferenzarbeit für Kollegium und teilnehmende Eltern innerhalb des Schuljahres 2021/22 umgesetzt werden:

  • Bewegung: Eurythmie, Bothmergymnastik, Kreistänze, Spiele in der Turnhalle
  • Künstlerisches: Plastizieren, Singen, Sprachgestaltung
  • sozialkünstlerische Übungen, Begegnungsübungen

Inhaltlich arbeitete das Kollegium an den vom Haager Kreis (Internationale Konferenz der Waldorfschulbewegung) vorgeschlagenen Themen wie spirituelle Vertiefung der Menschenkunde und an Vorträgen Rudolf Steiners.

Wir führten regelmäßig Kinderbesprechungen durch, beschäftigten uns mit Aspekten von "Begegnung-Beziehung-Bindung" und der Kommunikation allgemein.

Außerdem arbeiteten wir an gesundheitlichen Themen wie den vielfältigen Aspekten zur Corona-Pandemie und tauschten uns zu den Auswirkungen im sozialen und pädagogischen Bereich aus.

Wir erhielten eine Einführung in die Salutogenese, beschäftigten uns mit dem Begriff Resilienz und erhielten konkrete Hinweise zur Stärkung unserer eigenen Gesundheit von den Schulärztinnen.

Anfang Mai 2022 fand ein Treffen mit den Verantwortlichen des "von Tessin Zentrums für Pädagogik und Gesundheit" in Heidenheim statt.

Wir erhielten eine Fortbildung gegen sexualisierte Gewalt und begannen mit der Arbeit an einem Schutzkonzept. Es folgt noch eine "In-house"-Schulung mit anschließender Klausurarbeit des Kollegiums am Ende der Sommerferien.

Unterricht

Im Unterricht und von Schulseite wurden folgende Schritte umgesetzt bzw. sind im nächsten Jahr geplant:

  • Mehr Bewegung (auch in der Mittel- und Oberstufe).
  • Einführung von regelmäßigen Wandertagen (klassenweise, aber auch klassenübergreifend).
  • Verstärkt Outdoor-Projekte und Klassenfahrten (Köhlern, Schulhofgestaltung, Radtouren, Kuttersegeln) durchführen.
  • Intensivierung der tiergestützten Pädagogik: drei Kaschmirziegen sind schon auf dem Schulgelände. Der Hort besucht jetzt regelmäßig den "Hanshof" in Neuselhalden und verbringt dort einen Nachmittag in der Woche.
  • Stärkung des Selbstverantwortlichen Lernens incl. Fortbildungen für die Lehrer:innen
  • soziales Kompetenztraining (Umgang miteinander – auch im Netz).
  • Konfliktlösungsstrategien (z.B. im Klassenrat, Teamspiele etc.) durchgeführt mit einem externen Kooperationspartner.
  • Erstellung eines Medienpädagogischen Konzepts (externe Fachleute zu Gast in den Klassen, praktische Übungen, Arbeit mit den Eltern, Medienvereinbarung in den Unter- und Mittelstufenklassen).
  • Schaffung mehrerer klassenübergreifender Begegnungsräume für die Klassen
  • Spielangebote auf dem Pausenhof und Neugestaltung desselben in absehbarer Zeit.
  • Für die Klassen 5 und 6 fand ein gemeinsames Chorprojekt "Die Schöpfung" mit der Bachakademie und der Gächinger Kantorei statt. Das Abschlusskonzert fand in Göppingen statt; voraus ging ein Konzertbesuch in der Liederhalle Stuttgart.
  • Die Klassen der Unterstufe singen gemeinsam im Foyer, auch eine Erwachsenengruppe traf sich mehrmals zum Madrigal-Singen.

Für das Schulganze (inkl. Hort und Kindergarten) geschaffene Angebote

  • wöchentliche Elternsprechstunden
  • Einrichtung eines Elterncafés als Begegnungsraum für Kindergarten- und Schuleltern
  • Stärkere Bekanntmachung der Arbeit des Vertrauenskreises
  • Regelmäßige Entwicklungsgespräche mit Eltern in den einzelnen Klassenstufen
  • Bedarfserhebung für die Heileurythmie, Sprachgestaltung und den Förderunterricht
  • Sprachgestaltungsangebote und Heileurythmie auch für Kolleg:innen
  • verstärkte Zusammenarbeit mit dem Integrativen Haus der Gesundheit in Heidenheim
  • "Aufwertung" von Jahresfesten, Monatsfeiern und Kulturveranstaltungen
  • Tägliches Angebot von frischem, selbstgekochtem Essen (überwiegend in Bioqualität), auch in Zusammenarbeit mit dem Schulgarten.

(Stand Ende Juli 2022)

Deutschland

Das Projekt: Schule als gesunder und sicherer Lebensraum; Aufbau eines Kinder- und Familienzentrums

Ort: Freie Waldorfschule Heidenheim

Aktivität: Gewalt- und Suchtprävention, Achtsamkeit, Selbstfürsorge, Resilienz, Eltern- und Konferenzarbeit, Vertrauenskreis, Tiergestützte Pädagogik, Künstlerische Arbeit, Jahresfeste, Kinderbesprechungen

Kontakt: Email Angelika Traßl

Fotos: © Oliver Vogel

Salutogenetische Gesichtspunkte

  • Schule als gesunder und sicherer Lebensraum für Schüler*innen und Lehrkräfte konzipiert
  • Schutzkonzept, Gewalt- und Suchtprävention
  • Gesundheits- und Sexualerziehung
  • Lebenskunde und Medienpädagogik
  • Schulärztinnen bieten schulinterne Fortbildungen an
  • Gesunde Beziehungen durch gewaltfreie Kommunikation üben
  • Projekt "Resilienz im Ganztag" (Hort)