Was tun bei Erkältung?
Warum erkälten wir uns?
Am Ende des Winters gehen uns oft die Licht- und Wärme-Reserven aus. Entsprechend kommt es immer häufiger zu den wörtlich zu nehmenden Erkältungskrankheiten.
Luft und Licht sind verwandt und der Lichtmangel macht unsere Atemwege angreifbarer. Wenn zudem der Mangel an Bewegung an der frischen Luft uns noch empfindsamer macht, ist es bis zur Erkältung wirklich nicht mehr weit.
Wir bewegen uns meist zu wenig, da es draußen unwirtlich, zu nass, zu kalt oder schon dunkel ist. Der Vitamin-D-Speicher des letzten Sommers ist erschöpft und dadurch unsere Immunkompetenz zusätzlich geringer.
Die Laune wird ab dem Herbst manchmal so viel düsterer wie die Jahreszeit. Hier liegt eine weitere Schwächung des Immunsystems. Durch Forschung und Erkenntnisse der Psychoneuroimmunologie wissen wir heute, dass ein Mensch mit pessimistisch-depressiver Gestimmtheit oder gar depressiver Erkrankung auch ein herabgestimmtes Immunsystem hat. Stress, Schlafmangel und dann noch ein handfester Streit gehen gerne einer Erkältung voraus. Man hat buchstäblich "die Nase voll" oder einen "dicken Hals" und ist einfach gekränkt. (Die deutsche Sprache ist eine Fundgrube für uns Mediziner*innen!)
Auf der anderen Seite freuen sich gerade die Viren der Grippe- und Erkältungskrankheiten an kühlen Temperaturen. Sie vermehren sich besser bei 36 als bei 37°C Körpertemperatur und erst bei Fieber zwischen 39°C und 40°C werden sie von unserem Immunsystem optimal bekämpft.
Wie können wir uns schützen?
Die eingangs beschriebenen Faktoren rufen allesamt nach Vorbeugung und Vermeidung.
Wer es schafft, jeden Tag einmal an der frischen Luft körperlich intensiv tätig zu sein oder Sport zu machen, bis er durchwärmt und bis in die Lungenspitzen gut "durchatmet" ist, der hat sicher weniger Erkältungen, als die Kolleg*innen die nie an die Luft kommen und sogar zwischen Büro und Zuhause nur im Auto sitzen. In nördlicheren Gefilden und bei wochenlangem Dauerregen hilft auch mal die Einnahme von Vitamin D. Allerdings empfehle ich diesbezüglich eine ärztliche Beratung und ggf. vorherige Messung des Blutspiegels. Zu hohe Dosen Vitamin D fördern Arteriosklerose und andere Verhärtungstendenzen.
Konsequent warme Getränke zu trinken sowie regelmäßig und besser auch warm zu essen können insbesondere geschwächten Menschen sehr helfen. Wärmende Gewürze (wie Ingwer, Curry, Kurkuma und Koriander) und Kräuter (wie Thymian, Rosmarin, Majoran, Lavendel, Oregano) in einer abwechslungsreichen Küche mit viel Gemüse, Salaten und Obst setzen der Erkältung aus dem Stoffwechsel etwas entgegen. Bitterstoffe und bittere Nahrungsmittel wie Chicorée und Endiviensalat können bei schwächlicher Verdauung und Allergieneigung Wunder wirken.
Eine wesentliche Rolle spielt aber auch unsere sozial-emotionale Verfasstheit. Seelische Wärme und Begeisterung sind immunstimulierend! Das winterliche Dunkel nimmt uns weniger in unserer Stimmung mit, wenn wir in glücklichen Beziehungen leben und gerne tun, was unsere täglichen Aufgaben sind. Auch wenn Stress und Überforderung nicht immer zu vermeiden sind, sollte dies doch das Ziel sein und vor allem nie so herrschend werden, dass uns die Freude vergeht. Für Konflikte, die man nicht schnell alleine bereinigen kann, sollte man Hilfe suchen. Chronische Verstimmungen machen nicht nur die Nase voll, sondern irgendwann auch chronisch krank.
Wenn die Erkältung einen doch erwischt
Wenn weder die warmen Umarmungen der Liebsten noch der heiße Tee, das heiße Bad und das warme Bett mehr helfen, sollte man das letztere erstmal nicht wieder verlassen. Eine Erkältung ist meist wie eine Notbremse und ruft nach einer Auszeit! Jeder kennt die möglichen Verschlimmerungen bei Nichtbeachtung und dennoch fehlt uns hier (für uns selbst und leider oft auch zwischenmenschlich) die Kultur, uns das Kranksein wirklich zu gönnen.
Uns selbst zu pflegen fällt Menschen in medizinischen und pädagogischen Berufen besonders schwer. Man ist zu sehr mit dem Kümmern um andere beschäftigt.
Wunderbare Anleitungen für wirklich wohltuende und hilfreiche äußere Anwendungen wie Lavendel-, Ingwer-, Kartoffel- oder Bienenwachs-Brustwickel bei Husten, Senfmehl-Fußbäder bei Kopfschmerzen und Sinusitis oder Zwiebelwickel bei Ohrenschmerzen findet man nach Indikationen im Pflege Vademecum der anthroposophischen Pflegefachkräfte: https://www.pflege-vademecum.de/indikationen.php
Allerdings ist auch hier bei fehlender Erfahrung immer erst eine ärztliche oder pflegerische Beratung einzuholen!
Besonders schön an äußeren Anwendungen ist, wenn man sie von einem anderen Menschen als Zuwendung erhält. Viele haben mir erzählt, wie sie es bei ihrer COVID-Erkrankung als Wendepunkt erlebten, wenn sie endlich von jemand anderem gepflegt und umsorgt wurden und damit aus der Kälte, Angst und Isolation kamen.
Leichte und warme Kost ist ein weiterer Pfeiler für die Genesung. Insbesondere im Fieber mag man Fett und Eiweiß sinnvollerweise nicht haben. Leichte Suppen und Tees genügen.
Ein schönes Rezept für quälenden Reizhusten ist Thymiantee mit Honig:
1 Teel. Thymiantee auf 500ml kochendes Wasser max. 5 Minuten ziehen lassen, nach Belieben etwas Honig zugeben und schluckweise warm trinken.
Das wirkt besser als viele Hustensäfte und hat zudem eine antibakterielle und entzündungshemmende Wirkung.
Bewährte Heilmittel aus der Anthroposophischen Medizin:
Infludo Dilution (Weleda)
3-6x10 Tropfen in Tee/Wasser (Kopf- und Gliederschmerzen, alkoholhaltig)
Agropyron 3-6x5 Globuli (Wala)
(Schnupfen, Hals- und Bauchschmerzen)
Tartarus stibiatus comp. Trituration (Weleda)
3-6x1 MSP. Pulver auf der Zunge zergehen lassen.
Bryonia Spongia comp.* Dil. (Weleda)
3-6x5-10 Tropfen in Tee (Pseudokruppneigung, bellender Husten, Halsschmerzen, alkoholhaltig)
Pneumodoron I und II* (Weleda):
5 Tropfen in Tee im stündlichen Wechsel (Bronchitis, alkoholhaltig)
Inhalationen:
- Gentiana lutea RH 5% (Weleda)
10 Tropfen zur Inhalation mit NaCl 0,9% 2ml (Reizhusten, Asthmaneigung) - Stibium arsenicosum D8 (Weleda)
1 Amp. zur Inhalation mit NaCl 0,9% 2ml 2xtgl (Bronchitis)
Gute Besserung! *rezeptpflichtig