Zum Hauptinhalt springen

Manuelle Aktivitäten von Kleinkindern fördern schulischen Lernerfolg

| Redaktion

Feinmotorische Beschäftigungen von Kleinkindern sind mit besseren Schulleistungen und weniger Verhaltensproblemen in der Kindheit und Jugend verbunden.

Dies besagt eine neue Studie der University of Surrey und der Birkbeck University of London. Die Autoren vermuten, dass feinmotorische Beschäftigungen im Vorschulalter, wie Zeichnen, Papierfalten und Bauen mit Bauklötzchen, einen wichtigen Einfluss auf die Bildungs- und Verhaltensergebnisse in der Grund- und weiterführenden Schule haben.

Die Studie zeigt, dass feinmotorische Fähigkeiten mit höheren GCSE-Noten[1] im Alter von 16 Jahren verbunden sind. Geringere feinmotorische Fähigkeiten während der Vorschulzeit werden mit mehr Verhaltensproblemen und mehr ADHS-Symptomen während der Grund- und weiterführenden Schulzeit in Verbindung gebracht. Diese Zusammenhänge bleiben auch dann bestehen, wenn sozioökonomische Faktoren wie die Qualifikation und die Beschäftigung der Eltern berücksichtigt werden.

Angelica Ronald von der University of Surrey, die leitende Autorin der Studie: 

Aktivitäten, die unter die Entwicklung der Feinmotorik fallen, wie z. B. das Bauen mit Bauklötzchen und das Zeichnen, werden von Eltern, Betreuern und Bildungsanbietern oft einfach als ›Spiel‹ angesehen. Unsere Studie legt jedoch nahe, dass die Entwicklung feinmotorischer Fähigkeiten Teil des Weges ist, der zu späteren Bildungsergebnissen und Verhaltensweisen führt. Den Eltern werden manchmal kostenlose Bücher für ihre Kleinkinder zur Verfügung gestellt; die politischen Entscheidungsträger sollten in Erwägung ziehen, die Bücher durch Bauklötzchen oder Zeichenmaterial zu ergänzen.

An der Studie nahmen über 9.000 Vorschulkinder teil, die gebeten wurden, zu zeichnen, Papier zu falten und Blöcke zu stapeln. Diese Aktivitäten erfordern eine sorgfältige Handhabung von Gegenständen mit den Händen und setzen "feinmotorische Fertigkeiten" voraus. Die Kinder wurden im Alter von 2, 3 und 4 Jahren untersucht, um einen Eindruck von ihren allgemeinen feinmotorischen Fähigkeiten während der Vorschulzeit zu erhalten.

Anschließend wurden die Kinder im Rahmen einer Längsschnittstudie, der Twins Early Development Study, während ihrer gesamten Kindheit und Jugend weiterverfolgt. Die GCSE-Ergebnisse der Kinder im Alter von 16 Jahren wurden erfasst, ebenso wie ihr Verhalten in der Kindheit und Jugend, einschließlich der Merkmale von ADHS.

Die Autoren werteten auch genetische Anlagen für Bildungsniveau und Verhalten, sogenannte "polygene Scores" aus. Sie stellten fest, dass die vererbte Neigung zu einer höheren Schullaufbahn mit besseren frühzeitigen feinmotorischen Fähigkeiten verbunden ist. Die vererbte Anlage für ADHS wird mit größeren Schwierigkeiten bei der Feinmotorik im Vorschulalter in Verbindung gebracht.

Aislinn Bowler, die Erstautorin der Studie, erläutert:

Ich war überrascht von dem Ausmaß der Ergebnisse. Als ich die Studie in Angriff nahm, vermutete ich, dass die frühzeitige Ausbildung feinmotorischer Fähigkeiten wichtig sein könnte. Ich war verblüfft, als ich feststellte, dass die Feinmotorik so weitreichende Verbindungen zu späteren Ergebnissen hat, die sich nicht nur bis ins Grundschulalter, sondern auch bis ins Jugendalter erstrecken.

Originalpublikation:

Phenotypic and genetic associations between preschool fine motor skills and later neurodevelopment, psychopathology, and educational achievement, Biological Psychiatry, 10.1016/j.biopsych.2023.11.017  | https://www.biologicalpsychiatryjournal.com/article/S0006-3223(23)01746-8/fulltext


[1] Das General Certificate of Secondary Education (GCSE) entspricht in England, Wales und Nordirland etwa dem deutschen mittleren Schulabschluss.