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Verbände: Bildung muss seelische Gesundheit von Kindern stärker beachten

| Redaktion

Das Deutsche Kinderhilfswerk und pädiatrische Ärzteverbände fordern die stärkere Berücksichtigung der psychischen Gesundheit von Kindern im Bildungssystem.

Das Hilfswerk und die Verbände plädieren dafür, Kitas und Schulen auch unter Pandemiebedingungen offenzuhalten und in Zukunft die sozialen Kontakte von Kindern und Jugendlichen nicht mehr einzuschränken. Im Zentrum der Bildung solle die Vermittlung eines "gesunden Lebens" stehen, für das Ernährung und Bewegung ebenso wichtig seien wie Psychohygiene und der Umgang mit Belastungen. Nach den Schulschließungen und dem Distanzunterricht während der Corona-Pandemie halten es die Unterzeichner für angebracht, den Leistungsdruck bei Kindern, Jugendlichen und Fachkräften zu minimieren und ihnen Zeit und Raum für den gemeinsamen Austausch zu gewähren.

Holger Hofmann, der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes, fasst die Forderungen wie folgt zusammen:

"Während der ersten Phasen der Covid-19-Pandemie waren junge Menschen von den damit einhergehenden Belastungen in besonderer Weise betroffen. Insbesondere der Wegfall gegebener Strukturen durch die Schließungen von Kindertagesstätten und Schulen, aber auch die Beschränkungen von Kontakten haben bei einer Vielzahl der Kinder und Jugendlichen zu Sorgen, Ängsten und Stress geführt.

Bei nicht wenigen kam es auch zu Zwangs-, Ess- und Anpassungsstörungen sowie Depressionen – und bei manchen auch zu einer erhöhten Suizidalität.

Auch die Wiederöffnung der Einrichtungen und die Rückkehr in den Schulalltag haben manche Kinder als schwierig empfunden, da sich in der Phase des Homeschooling Lernlücken aufgebaut haben, die bei den Betroffenen nun zu hohem Leistungsdruck sowie Versagensängsten beitragen. Zudem führt die zwischenzeitliche soziale Abstinenz bei einem Teil der Kinder zu Herausforderungen, sich nun wieder in Gruppen und Gemeinschaften zurechtfinden zu müssen.

Deshalb ist es dringend erforderlich, zum einen durch eine bessere Versorgung mit Kinder- und Jugendpsychotherapeutinnen und -therapeuten sowie Kinder- und Jugendpsychiaterinnen und -psychiatern diesen Kindern schnell zu helfen. Zum anderen ist es aber auch wichtig, Kitas und Schulen für die nächsten Corona-Wellen sicher zu machen, damit diese als Lern- und Lebensorte von Kindern offenbleiben können. Und es muss klar sein, dass es zukünftig keine Beschränkungen mehr bei den sozialen Kontakten von Kindern und Jugendlichen geben darf."

Dr. Inés Brock-Harder, Vorsitzende des Bundesverbandes für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie fügt hinzu:

"Die schon vor der Pandemie bestehende schwierige Versorgungslage im Bereich der Kinder- und Jugendpsychotherapie wurde durch die getroffenen Maßnahmen weiter erschwert. Dadurch haben sich Wartezeiten weiter verlängert. Das ist so nicht hinnehmbar und stellt für alle Beteiligten und Betroffenen eine hohe Belastung dar. Politik und Kassenärztliche Vereinigungen sind gefordert, hier schnell und unbürokratisch Abhilfe zu schaffen und die Versorgungslage zu verbessern."

Quelle

Download der gemeinsamen Stellungnahme des Deutschen Kinderhilfswerks, der Bundesarbeitsgemeinschaft der Leitenden Klinikärzte für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, des Berufsverbands für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie in Deutschland und des Bundesverband für Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie.