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Pandemiemaßnahmen schaden Kindern und Jugendlichen

| DAK | Redaktion

Die von der Politik verhängten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung haben Kindern in allen Altersstufen erheblichen gesundheitlichen Schaden zugefügt.

So kommentierte Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, die Ergebnisse des DAK-Kinder- und Jugendreports 2022 in einer von der Krankenkasse Ende Mai verbreiteten Pressemitteilung. Im August ist der ausführliche Kinder- und Jugendreport der DAK erschienen.

Laut Report stieg die Neuerkrankungsrate von Depressionen bei den 10- bis 14-jährigen Mädchen von ursprünglich 9,7 Fälle je 1.000 (2019) um 23 % auf 11,9 Fälle je 1.000 (2021). Im gleichen Zeitraum nahm die Neuerkrankungsrate auch bei den 15- bis 17-jährigen Mädchen um 18 % zu. 

Diese Altersklasse erwies sich auch gegenüber Angststörungen als vulnerabler, sodass die Inzidenz dieser Erkrankung um 24 % zunahm. Dieser Trend verstetigte sich seit dem Jahr 2020. Die Neuerkrankungsrate sank in Bezug auf die 10- bis 14-jährigen Jungen um 12 % und bei der höheren Altersklasse um 9 %.

Zwischen den Jahren 2019 bis 2021 nahmen Essstörungen in der weiblichen Altersgruppe der 15- bis 17-Jährigen um 54 % zu. Die Zahlen stiegen auch in der darunterliegenden Altersklasse um 33 %. Die Inzidenzrate der Jungen nahm leicht ab.

Sowohl in der Gruppe der 15- bis 17-Jährigen als auch der Gruppe der 5- bis 9-jährigen Jungen erwies es sich als auffallend, dass die Adipositasinzidenz zwischen den Jahren 2019 und 2021 um 15 % zunahm. In den Altersklassen stieg sie auch bei den Mädchen (5-9 Jahre: +12 %, 15-17 Jahre: +6 %).

Zudem wurde die medikamentöse Versorgung von Jugendlichen mit Depressionen untersucht. Dabei wurde deutlich, dass der Anteil neu an Depressionen erkrankter Mädchen (15-17 Jahre), die im Jahr der Neuerkrankung ein Antidepressivum erhielten, 2021 gegenüber 2019 um sechs Prozentpunkte (+65 %) gestiegen ist. Ähnliche Tendenzen sind bei der gleichen Altersgruppe in Bezug auf Essstörungen (+75 %) und bei der weiblichen Altersklasse der 10-14-Jährigen in Bezug auf Angststörungen (+41 %) auffindbar.

Statistisch signifikant ist, dass Depressionen in der Altersklasse der 15- bis 17-jährigen Mädchen aus Familien mit einem hohen sozio-ökonomischen Status zu 19 % häufiger gegenüber den gleichaltrigen Mädchen mit einem niedrigen Status auftreten. 

Das Risiko einer Neuerkrankungs-Diagnose bezüglich Adipositas ist bei Jungen zwischen 10 bis 17 Jahren sowohl im Vergleich von einem mittleren oder niedrigen gegenüber einem hohen Status erhöht. Bei den 10 bis 14-Jährigen liegt diese Erhöhung zwischen mittel vs. hoch bei 18 %, bei niedrig vs. hoch bei 29 %. Im Alter zwischen 15 und 17 Jahren liegt das Risiko bei einem mittleren vs. hohem sozio-ökonomischen Status bei +26 % und bei niedrig vs. hoch bei +62 %. Gegenüber 2019 hat damit eine statistisch signifikante Risikozunahme stattgefunden (mittel vs. hoch: +8 %, niedrig vs. hoch: +21 %).

"Die Corona-Pandemie und ganz besonders die von der Politik verhängten Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung haben Kindern in allen Altersstufen erheblichen gesundheitlichen Schaden zugefügt", so Fischbach in der Pressemitteilung wörtlich. "Die politisch Verantwortlichen" hätten "über zwei Jahre lang die existentiell wichtigen Bedürfnisse" der jungen Generation "schlichtweg ignoriert." Der dadurch bedingte Schaden sei erheblich. Aus den Fehlern der Pandemiebekämpfung müssten Lehren gezogen werden.

Andreas Storm, Vorstandschef der DAK, kommentiert die Befunde des Reports wie folgt:

Die neuen Daten zeigen bei Depressionen, Ängsten und Essstörungen eine dramatische Entwicklung. Wir dürfen die betroffenen Kinder, Jugendlichen und ihre Eltern mit den Problemen nicht allein lassen. In einer konzertierten Aktion müssen Politik sowie Expertinnen und Experten aus allen beteiligten Bereichen die Folgen der Pandemie kurzfristig bewerten und Sofortprogramme und Hilfsangebote starten. Wichtig sind offene Schulen im nächsten Corona-Winter. Und auch die Aufrechterhaltung von Halt gebenden Alltagsstrukturen, wie beispielsweise Sportvereinen und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Kinder brauchen einen sicheren Raum, um sich selbstbestimmt und gesund zu entwickeln.

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