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Digitalisierung: Wissenschaftler fordern Moratorium in KITAs und Schulen

| Redaktion

Die Wirkungen und Nebenwirkungen digitaler Medien auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse sind wissenschaftlich ungeklärt.

Dagegen verdichten sich die Hinweise auf enorme Nachteile und Schäden für die Entwicklungs- und Bildungsprozesse von Kindern und Jugendlichen durch digitale Medien.

Im Sinne der Fürsorgepflicht öffentlicher Bildungseinrichtungen fordern Dutzende von Wissenschaftlern aus diversen Disziplinen ein Moratorium der Digitalisierung insbesondere der frühen Bildung bis zum Ende der Unterstufe (Kl. 6):

Zuerst müssten die Folgen der digitalen Technologien abgeschätzt werden, bevor weitere Versuche an schutzbefohlenen Kindern und Jugendlichen mit ungewissem Ausgang vorgenommen werden.

Die Kinder und Jugendlichen, schreiben die Verfasser des Moratoriums, "haben nur ein Leben, nur eine Bildungsbiografie und wir dürfen damit nicht sorglos umgehen."

Der U.S. Surgeon General warne vor den Folgen für die generelle mentale Gesundheit von Kindern und Jugendlichen durch längere Nutzungsdauer und das immer frühere Einstiegsalter bei Bildschirmmedien.

Das korrespondiere mit Untersuchungen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und Empfehlungen von Kinderärzten und Psychologen.

Die UNESCO kritisiere im "2023 Global Education Monitor" darüber hinaus, dass bei aktuellen IT-Konzepten für Bildungseinrichtungen nicht das Lernen und der pädagogische Nutzen im Mittelpunkt stünden, sondern wirtschaftliche Interessen. Dazu kämen immer mehr Datenverarbeitungssysteme, die als "Künstliche Intelligenz" (KI) automatisiert beschulen und testen sollten, um fehlende Lehrkräfte zu ersetzen. Dabei habe zuletzt die Corona-Pandemie das Scheitern solcher Ersatzsysteme belegt. Der Deutsche Ethikrat warne daher in seinen Empfehlungen zur "KI und Bildung" explizit vor der Ersetzung der Lehrkräfte durch Computerprogramme, die UNESCO empfiehlt den Umgang mit KI erst ab 13 Jahren.

Es sei daher dringend notwendig, die einseitige Fixierung auf Digitaltechnik in KITAs und Schulen zu revidieren, um interdisziplinär und wissenschaftlich fundiert, mit Fokus auf Entwicklungs-, Lern- und Bildungsprozesse über IT und KI in Bildungseinrichtungen zu diskutieren. Bei Erziehung und Unterrichten müsse das Wohl der Lernenden und die Wirksamkeit pädagogischen Handelns im Mittelpunkt stehen. Nötig sei daher ein Moratorium und ein öffentlicher Diskurs über die notwendigen pädagogischen Prämissen des Einsatzes digitaler Medien in Bildungseinrichtungen.

Langfassung mit Unterschriften (PDF)

Dazu passend:

Gutachten der Philologenverbandes Nordrhein-Westfalen zur Digitalstrategie der Kultusministerkonferenz und des Landes NRW